Mittwoch, 3. Juni 2015

Eltern auf Zeit

Eltern auf Zeit klingt erstmal merkwürdig. Denn ich bin Mama und zwar mein Leben lang. Zumindest glaube ich, dass man das Kind nicht einfach abstellen kann, egal ob emotional, finanziell oder sonst wie. Das einzige, was dazwischen kommen kann, ist klar der Tod.

Aber selbst dann ist man noch Mama. Egal, ob man das Kind im Herzen trägt, oder das Kind eben dich. Egal, wie oft man daran denkt, man wird geprägt durch diesen einzigartigen Menschen.

Um nun aber auf den Punkt zu kommen. Gestern kam bei "37 Grad" ein Thema, welches mich absolut sentimental werden ließ und sogar Tränen flossen. Denn es passte zu meinem Tag. Eltern auf Zeit. Bei 37 Grad ging es um Pflegeeltern, die keine Dauerpflegeschaft anbieten, sondern das Kind oder die Kinder solange aufnehmen, bis darüber entschieden wird, ob es zu den eigenen Eltern oder in einer Dauerpflegeschaft unterkommt. Die Geschichten waren natürlich sehr berührend. Kinder die mit 3 Wochen misshandelt werden, bei Drogeneltern aufwachsen (inkl Entzug bei den Kindern), usw. Wie gesagt bei mir kullerten die Tränchen, denn gestern waren wir wieder mal auf dem Spielplatz...

... Und ich durfte mich um drei fremde Kinder, aber nicht mein eigenes kümmern. Diesen Part konnte mein Mann übernehmen, denn die Kinder spielten nicht nur mit unserem Sandelzeug, sondern bezogen mich direkt in ihr Spielen mit ein. Was ich an für sich sehr schön finde, allerdings waren es gefühlte 45 min, wenn nicht noch länger, und die richtigen Eltern schauten nicht nach den Geschwistern. Ich durfte also sandeln, bequatschen, Schuhe zubinden, eine andere Dame durfte dem kleinen Mädchen Wasser geben und nebenbei noch erziehen. Denn schließlich muss man ja darauf achten, dass alle liebevoll untereinander teilen. Man fühlt sich eben doch verantwortlich. Schlimm für mich war nur, dass am Ende, als wir gingen, sich herausstellte, dass die Eltern direkt neben uns auf der Bank saßen. Die Mutter kam lediglich, als die Jungs Wasser zum sandeln brachten, schimpfte sie aus. Es gab kein Dankeschön, kein Lächeln. Sie hatte ihre Ruhe. Ich keine Zeit für mein Kind. Obwohl diese Zeit auch kostbar wurde, seit der Sonnenschein vormittags in die Kita geht.

Leider kam dies zum zweiten Mal vor! Genau das gleiche kleine Mädchen. Gleiches Alter wie unser Sonnenschein, die Jungs sind etwas älter. Und irgendwie fühlt man sich verantwortlich, aber man hat nicht die Erziehungsaufgabe. Ich empfinde dies als sehr schwer für mich, da ich ein Mensch bin, der manchmal auch zu hilfsbereit ist. Die Kinder können nichts dafür und deshalb werde ich wohl mit ihnen weiterspielen. Denn sie haben sich gefreut und gelacht.

"Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf" (Afrikanisches Sprichwort) oder eben auch den ganzen Spielplatz. Bin ich dort eben Mama auf Zeit.

Herzlichst, eure Ephi








Schnittmuster: Ballonrock Isa von Stoffmops / Hopsemops in Größe 86/92 (Gefunden hier!)
Stoff: Windfall Bright von Lillestoff - Resteverwertung und rotes glattes Bündchen aus dem Nähladen meines Vertrauens

Ich hüpfe damit mal wieder zu KiddiKram und Meitlisache


Als ich diesen  Beitrag entwarf und ihn Freunden schickte, mit der Frage "geht das?", kam zurück, dass man ihn vielleicht nur versteht, wenn man mich kennt. Ich möchte betonen, dass meine Spielplatz-Mama-Zeit nicht vergleichbar ist mit Pflegemama-Zeit, dass ich die fremde Mama nicht verurteilen möchte oder sonst irgendwas (denn ich kenne die Familie nicht wirklich, und ich habe keine Einblicke in die Geschichte / den Alltag dieser). Ich möchte lediglich die Frage aufwerfen, inwieweit man auch für fremde Kinder erzieht / erziehen muss / darf.

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