Montag, 13. Juni 2016

Schlummerschnitte #11 [Meine Größte Herausforderung]


Sind wohl die Ansprüche an mich selbst. Ich möchte besser werden, schneller, tüddeliger, ausgefallener und dabei ich selbst bleiben. Lange saß ich am Überlegen, welchen Schnitt ich wohl diese Woche wählen würde. Den Jumpsuit? Einen Schnitt aus der Ottobre? Habe ich zu viele Herausforderungen? Nein. Ich habe eine begrenzte Zeit zum Nähen. Und ich habe zu hohe Ansprüche an mich selbst. 



Die letzten Monate haben mich begleitet von einer Dauernäheritis. Vor Allem Dank Probenähen und Stammteams, in welche ich immer wieder gewählt wurde. Und für welche ich sehr dankbar bin. Nur nahm es eventuell etwas überhand. Ich bin kein guter Neinsager. Ich möchte Menschen helfen, die ich mag. Sei es spontan mit Korrekturlesen oder eben den Schnitt fünfmal nähen bis er sitzt. Und in Stammteams fühle ich mich auch schlecht, wenn ich mich zurücknehme. Die größte Herausforderung bin also ich. 


Ich möchte viele Schnitte in kürzester Zeit nähen. Dabei möglichst außergewöhnlich sein um hervorzustechen, aber auch ich dabei bleiben. Keine leichte Sache. Denn, wenn ich zu viel Tüddelkram anbringe, zu viel Motiv in ein Kleidungsstück hineinlege oder zu bunt mische, bin das wohl nicht mehr ich. Wenn ich meinem Mann ein Motiv auftrage, welches nicht Uni oder Ringel beinhaltet, ist auch er verkleidet und bei meiner Tochter zählt für mich eine schicke Bequemlichkeit.
Und deshalb ist meine größte Herausforderung wohl "nur" das Plaintainshirt von Deer&Doe geworden. Ein Schnittmuster, welches man auf Französisch und Englisch erhält und zwar umsonst. Ich mag diese Patches und ausgestellte Variante sehr und finde es gibt auch in Uni einiges zurück. Deshalb habe ich mich der Sprache als Herausforderung bedient. Den unterschiedlichen Maßeinheiten. Vielleicht auch anderen Nähbegriffen. Natürlich habe ich noch viele andere Herausforderungen vor mir in meiner bisher kurzen Nähkarriere. Ich möchte mich mehr an außergewöhnliche Materialien und Verschlussmöglichkeiten wagen, an mehr Außergewöhnlichkeit, die aber eher an der Form der Schnitte (Ausschnitt, Lagenlook) liegt, als am Tüddelkram. Und somit habe ich auf jeden Fall noch deer&doe übrig. Die Schnitte gibt es zumeist bilengual in Englisch und Französisch. Man erhält zwei Variationsmöglichkeiten und sieht in der Beschreibung Stoffempfehlungen und Verbrauch. Die Größen sind Europäisch gewählt, das bedeutet es gibt keine 10, 12... Wie in den USA. Nur sollte man bedenken, dass französische Größen immer ein wenig abgewandelt sind. Das heißt wenn du in Deutschland eine 36 trägst, ist es empfehlenswert eine französische 38 zu nähen. Kindergrößen variieren übrigens in der cm-Angabe. So hat man statt 92 90 und statt 104 eine 102. Auch hier fallen Größen eher kleiner aus (Ich berufe mich auf meine Erfahrung mit Vertbaudet und Petit Bateau). Meine Herausforderung: das Plaintain Shirt. Ich habe erst einmal beschlossen, mich an ein Basicshirt zu wagen, bevor ich fremdsprachige Kleider mit Knopfleiste und Reißverschluss aus Baumwolle, etc. nähe. Und ich schätze, dieses Stück wird noch mehrmals in meinem Schrank landen. Denn es fällt genau so, wie ich es mag. Unten weit. Oben zwar auch weit, aber doch betonend. Es verweist auf die Taille, ohne dabei zu aufdringlich zu werden. Die Patches geben nochmal einen kleinen Aufmerksamkeitstüpfel. Ja, ich mag das und fühle mich sehr wohl darin. 


Damit ich das nächste Mal aber nicht mehr schauen muss, wie der Schnitt genäht wird oder welche Größe etc. habe ich mir ein A4 Blatt zum Schnittmuster ausgedruckt mit Maßtabelle, Stoffempfehlung, Verbrauch und Kurzanleitung. Und ja die Maßtabelle war gefühlt erst einmal entwürdigend. Ich hatte von Anfang an Größe 38 zugeschnitten in der Hoffnung, dass die auslaufende Form nicht noch weitere Anpassungen benötigt. Oben stimmt es laut Tabelle (Bei deutschen Schnittmustern trage ich im Durchschnitt 34/36 obenrum). Nach unten hätte ich es bis Größe 44 erweitern sollen. Nein, dachte ich mir. Das stimmt nicht. Und habe unten das Schnittmuster um 1,5cm erweitert, bei der Taille um 0,75cm und bin dann die Linien abgefahren. Lieber ein wenig zu viel Nahtzugabe. Wegnehmen geht immer noch. Tja und jetzt ist es mir im Schulerbereich eher zu weit und auch sonst betont es nichts zu sehr. Alles richtig gemacht, wie ich finde. Ein lässiges Shirt: nicht zu Oversize, nicht Wurst. Und ja, so in die Richtung - bis auf die Schulterpartie - wird er noch einmal genäht. Und noch einmal. In kurz- und langärmelig. Ich werde mich mal mit Deer&doe in Kontakt setzen bzgl. einer Kurzanleitung und der Maßtabelle auf Deutsch. So habt ihr wenig Stress, falls ihr den Schnitt mal nach nähen möchtet. Wobei ich finde, dass die Fotos der Anleitung eine super Auskunft geben. Und wer sich noch einer Herausforderung stellen möchte, so wie ich, der näht mit ThePimpedFox ein französisches Wasserfallshirt. Sie übersetzt und hilft so weit es geht. Aber bevor ich mich bei ihr kundig mache, versuche ich es selbst zu übersetzen. Für mich. Als Übung. Ja, Frankreich, du fehlst mir. 


Nun möchte ich mich noch einmal den Schlummerschnitten allgemein und den im-Schrank-landenden-Schnitten widmen. Insgesamt habe ich weniger als erhofft genäht, was daran liegt, dass ich drei Wochen ohne Overlock lebte und am Ende in der Hochzeitsvorbereitung versank. Ich habe trotzdem ein paar Schnitte geschafft. Unter Anderem den Cardigan von NipNaps, den ich aus einem für mich neuen Material genäht habe und in der Freizeit gerne trage, obwohl er nicht perfekt ist, den Rock Tilda von HediNäht, den ich so auf jeden Fall nochmals nähe (aber in einer Nummer kleiner), das Kleid Sommerliebe von Milchmonster, welches sicherlich noch zehnmal im Schrank landen wird, das Shirt Marla von KreativlaborBerlin, welches es mir absolut angetan hat, die Panties von Schnittreif, welche ich zuhause echt gerne als Shorts trage, die Chino von Lotte&Ludwig, auf welche ich mehr als stolz bin (diese zeige ich euch morgen). Ich habe auch ein Top genäht, welches ich nicht mehr fotografieren konnte, da es nach einem leckeren Schokoeis in den Tiefen des Wäschekorbs versank. Es sind also Schnitte vom PC in den Schrank gewandert und einige in meinen Schnittmusterordner. Manche mussten gehen, da es Schnitte gibt, die mir so mehr liegen. Leider war das mein Top und auch beim Cardigan habe ich zwei Schnitte, die mehr meins sind. Es gibt Schnitte, die wandern direkt in meinem Kopf umher und spuken in allen Variationen herum. Es gibt Schnitte, an die ich mich immer noch nicht gewagt habe, zwei Herausforderungen sind geblieben (Wind&Wetter Parka von Lotte&Ludwig und Hold'n Sporty von Sewera). Vielleicht werden diese im Herbst abgearbeitet. Wer weiß. Vielleicht auch zuvor. Die Handtasche Svea habe ich zugeschnitten, aber kam nicht zum Nähen. Das mache ich nun aber direkt. Und dann habe ich einige Schnitte entdeckt, die auf meinem Wunschzettel gelandet sind. 

Aber ich habe beschlossen weniger Schnitte zu kaufen, wenn ich zufrieden mit einem bin. Teuer einzukaufen und dafür mehr für mein Geld zu erhalten lohnt sich mehr. Auch mal abzuwarten und nicht immer alles in den Warenkorb zu werfen. Ruhe bewahren. Ein Schnitt läuft nicht weg. Es muss nicht immer alles auf Anhieb sitzen, deshalb muss man nicht verzweifeln. Man kann Schnitte anpassen und abwandeln, miteinander kombinieren. Fazit: kaufe nur noch Schnitte, die du wirklich willst und innerhalb der nächsten zwei Wochen vernähst. Ebenso verhält es sich mit Stoffen. Genaue Vorstellung bedeutet rein-in-den-Warenkorb. Nun habe ich uns noch einmal Tipps für Ordnung im Schnittmusterchaos zusammengefasst, und die Hilfe, nicht gleich alles zu kaufen. 


Ordnung im Schnittmusterchaos:
- finde ein für dich passendes Sortiersystem (Tipps hier!)
- halte dich daran und zwar sofort. Dh. habe immer Helfer parat. Gehen deine Folien aus, kaufe direkt neue. Ebenso verhält es sich bei Klammern, etc.
- sortiere deinen PC in Ordner deiner Wahl
- downloade Schnittmuster sofort und speicher sie so ab, wie du es benötigst. Bei Probenähen am Ende die Datei nochmals downloaden und alle anderen löschen!
- deine Dropbox solltest du auch hin und wieder durchstöbern
Helfer beim Schneidern:
- schreibe Notizen auf deine Schnittmuster (Knipse, Nahtzugabe, Anpassungen)
- schreibe eventuell Kurzanleitungen und füge diese bei. Ebenso verhält es sich mit einem Deckblatt 
Hilfe, ich möchte Shoppen:
- überlege, ob du ähnliche Schnittmuster besitzt, die leicht anpassbar sind oder gefühlt identisch (Ich möchte dieses gefühlt betonen, denn ich weiß wie es Schnitterstellern geht, welche auf ähnliche Schnitte angesprochen werden. Nicht alle Schnitte sind deshalb geklaut, man kann das Rad nicht immer neu erfinden!)
- überlege, ob dir der Hersteller liegt.
- probiere einen Hersteller ruhig durch ein Schnäppchen aus. Belasse es aber bei einem Schnittmuster und kaufe dich nicht gleich dumm und dämlich. Liegt er dir nicht, lässt du die restlichen Schnitte meist liegen. Dann wäre das Schnäppchen kein Schnäppchen mehr, sondern eine sinnlose Investition.
- überlege direkt, wann du die Zeit findest diesen Schnitt zu vernähen. Könnte nämlich innerhalb der nächsten drei Monate nicht wieder ein Sonderangebot kommen?
- nutze Sonderangebote nur, wenn das Schnittmuster nicht mehr so günstig erscheinen wird! Denke dabei bitte auch an den Hersteller. Fairness und Co.
- schreibe Listen: was möchte ich wann nähen? Wunschzettel etc?
- arbeite vorhandene Schnitte ab, Schlummerschnitte zB. oder nutze Variationen,... Du wirst sehen, du hast genügend Schnittmuster!
- mache innerlich Deals aus: wenn ich dieses Schnittmuster kaufe, muss ich auch dieses aus meinem Repertoire nähen... 

(Ich möchte euch dazu noch einen Beitrag von Lotte&Ludwig empfehlen, bei welchem es darum geht, dass Schnittersteller ihre eBooks nicht unter Wert verkaufen sollten, man wirklich nicht zigtausend braucht und trotzdem glücklich sein kann!)


Eine Herausforderung. Und um einen von euch einer neuen Herausforderung zu stellen, gibt es diese Woche ein Ebook von Sewera zu gewinnen. Carina ist eine junge Schweizerin, seit Jahren 21, Mutter von zwei Kindern und gelernte Schneiderin. Mit ihrem Label Sewera bietet sie Schnittmuster für Kinder, Männer und vor Allem Frauen an. Dabei weist sie wirkliche Herausforderungen wie das Backless Dress oder die bald erscheinende Skinny Jeans auf. Ihre Schnitte zeugen von einer großen Vielfalt an Variationen, und ich bin glücklich Teil ihres Teams zu sein! Danke Carina!
Nun also die letzte Chance ein Ebook zu gewinnen, bevor es in die große Abschlusswoche geht. Und ich bin so gespannt, auf die Anzahl der Schnitte, die endlich ins Leben gerufen wurden, auf die große Vielfalt an Variationen und euer Fazit. Möchtet ihr einen neuen Schlummerschnitte-SewAlong? Was können wir verbessern? Was gefiel euch? Was nicht?... Ich bin wirklich sehr aufgeregt und freue mich auf eure Herausforderungen. Und eine darf sich eine neue Herausforderung aussuchen: Lexxi von Willkommen bei Bröselmeiers, du darfst dir eine Datei von FrauFadenschein aussuchen. Bitte melde dich innerhalb von 48 Stunden bei mir. Am Besten via mail an ephissophie@gmail.com

Die Regeln und FAQ findet ihr wie immer HIER! Und eure Hosen könnt ihr noch bis Mittwoch bei Lisa verlinken. Nächste Woche starten wir dann in die letzte Runde, etwas anderes, Spannendes mit der Abschlussverlosung. Und dann ist es vorbei. Traurig irgendwie. Aber ich lege jetzt erst los!


Herzlichst, eure Ephrata

Schnittmuster: Plaintain Shirt von Deer&Doe
Stoff: Charlotta Earth von Lillestoff

Ab damit zu Ich-Näh-Bio 

5 Kommentare:

  1. Schade, 10 Tage sind doch noch nicht um, wollte gerade verlinken.

    lG Claudia

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    1. Es geht immer bis mittwochs 23.55 Uhr. Verlinke es doch hier drunter :) einfach als Kommentar.

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    2. Ich werde es im nächsten Thema verlinken, denn es ist auch ein Lieblingsteil.
      Du warst ja fleißig beim Sew Along. Viele Teile sind entstanden, und ja mir geht es auch oft so, hinteher ist man dann so richtig in Schwung.
      lG Claudia

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  2. Also ich wünschte ich könnte überhaupt so toll nähen :)

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    1. Oh vielen lieben Dank. Einfach üben. Ich hab es mir zum größten Teil selbst beigebracht und innerhalb eines Jahres stetig verbessert. Dabei war ich anfangs vorm Aufgeben. Also einfach üben üben üben :)

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