Es ist noch gar nicht lange her, genauer gesagt, eine Woche, da habe ich euch die Vorteile junger Elternschaft aufgetischt. Und auch am Wochenende wurde ich beim Seminar von einem angehenden Politikwissenschaftler gefragt, warum ich eigentlich so früh Mutter wurde, was meine Beweggründe waren. Ich habe euch einige Argumente, welche meiner Meinung nach dafür sprechen, aufgezählt.
Und dann las ich am Dienstag auf Focus Online, dass das Max-Planck-Institut meine These nicht stützt, dass in Industrienationen "Eltern über 34 zufriedener sind als jüngere" und dass die von mir gesehenen Vorteile eher als Nachteil gewertet werden können. Okay, ich sagte am Ende auch, dass man meine Argumente auch ins Gegenteil umkehren kann. Aber ich dachte nicht, dass ich unglücklicher bin als Eltern, welche in höherem Alter Kinder bekommen haben.
Warum nimmt die Zufriedenheit laut Max-Planck-Institut mit dem Alter zu? Focus Online liest aus der Studie einige Argumente heraus.
1. Individuelle Werte
2. Unvereinbarkeit von Beruf und Familie
3. Beobachtung anderer Eltern / Familie, welche im "Alter" zufriedener wirken als junge Eltern.
2. Unvereinbarkeit von Beruf und Familie
3. Beobachtung anderer Eltern / Familie, welche im "Alter" zufriedener wirken als junge Eltern.
Die Forscher fanden auch heraus, dass das dritte Kind keinen "Glücksschub" mehr bietet, beim ersten und zweiten Kind sind Eltern glücklich (Vorfreude und auch die Freude mit Kind), beim dritten ist dies nicht mehr spürbar.
Puuuh, was halte ich davon? Ich musste schlucken. Bin ich die einzige, die in der unzufriedensten Gruppe glücklich mit dem Muttersein bin? Dieses Gefühl hatte ich nicht. Natürlich habe ich keine finanzielle Sicherheit, wie Eltern, welche mitten im Leben stehen. Letzte Woche habe ich betont, dass man die Sicherheit nie hat. Außerdem nehmen die postmateriellen Werte in unserer Gesellschaft immer mehr zu. Werte wie Freiheit, Individualität, Selbstbestimmtheit. Ich denke, da gibt es genug "Jüngere", welche andere Werte als nur die Sicherheit schätzen. Außerdem sind wir, in den Industrienationen, immer noch abgesichert, egal, ob wir einen Beruf ausüben oder nicht, ob wir krank sind. Ich glaube nicht wirklich, dass es am Faktor Sicherheit liegt, dass Eltern immer später Eltern werden. Ja vielleicht ist man zufriedener, weil man nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss, aber in unserem Land haben wir eigentlich eine große Bandbreite an Unterstützung, wenn man eine Familie gründet. Elterngeld, Kindergeld, Erstausstattung. Alles in Allem sind es mehr als 200 Angebote.
Individuelle Werte veränderten sich nach dem Wiederaufbau Deutschlands. Vor allem seit der Hippie-Zeit und dem aufkommenden Feminismus nahmen Selbstbestimmtheit, Individualität, Freiheit, etc zu. Das klassische Rollenbild verfällt. Männer erwarten, dass Frauen ihre eigenen Brötchen backen. Männer beteiligen sich am Haushalt, in der Erziehung. Aber insgesamt macht doch jede Familie mit sich selbst aus, wie sie leben möchte. Das Problem ist meiner Meinung nach eher, dass egal, wie man es macht, verurteilt wird. Als junge Familie noch einmal mehr: "Leben auf Kosten des Staates, aus denen wird nix (die bekommt niemals einen Beruf mit Kindern), haben doch Besseres zu tun als ein oder mehrere Kind/er großzuziehen, verpassen eigene Jugend, werden es bereuen." Standardaussagen, die Eltern verunsichern und auch manchmal das Gefühl aufkommen lassen, ob wirklich richtig ist, was man da macht. Man steht eben doch nicht mitten im Leben und trägt auch noch ein wenig jugendliche Komplexe mit sich. Verunsicherung pur. Aber das kann sich legen durch Zuspruch. Deshalb bitte ich auch alle Eltern und Nicht-Eltern nicht ständig in die Erziehung / das Leben anderer zu sprechen. Wie vor einiger Zeit schon beschrieben, haben Eltern eine Grundintuition.
Die Beobachtung, dass ältere Eltern oftmals zufriedener sind, kann ich nicht 100% bestätigen. Ich sehe viele Helikoptereltern, welche eher aus der oberen Altersklasse stammen, welche das Leben der Kleinen oftmals durchtakten, sie optimal auf das Leben vorbereiten möchten. Das aber vieles durch eigenes Ausprobieren erlernt wird, durch Nachahmung und Erfahrung verstehen diese oft nicht. Sobald das Kind nicht nach Plan läuft wird es schon schwieriger - für Alle.
Auch Müdigkeit durch Schlaflosigmangel und andere gesundheitliche "Probleme" nehmen im Alter zu. Und macht dies nicht auch unzufrieden?
Und wie ich schon vor einer Woche schrieb, finde ich, dass eben nicht nur die Unzufriedenheit mit dem dritten Kind abnimmt, man bekommt auch kein drittes, teilweise auch zweites Kind mehr, weil man biologisch nicht mehr in der Lage dazu ist.
Die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf umfasst denke ich alle Altersklassen. Ältere haben es teilweise noch schwerer, mit knapp 40 wieder in den Beruf einzusteigen, sind manchmal auch unflexibler und bleiben oftmals auch länger dadurch zuhause.
Ich glaube Glück mit dem Elternsein lässt sich allgemein nicht "bewerten". Glück ist so individuell, jeder empfindet Glück und Zufriedenheit anders. Mich macht es, als junge 22jährige Mutter glücklich und zufrieden, mein Kind aufwachsen zu sehen. Ich möchte mehr Kinder, obwohl ich weiß, dass es nicht einfacher wird. Ich bin flexibel und offen, was meine Berufung angeht und verschließe mich keiner und dieses ausgesprochene Gefühl nach Sicherheit verspüre ich nicht. Vielleicht, weil man hier recht sicher aufwächst und nicht in ständiger Angst, was morgen wird. Ich denke das Problem der kleinen Familien liegt in der Umwelt in welcher wir aufwachsen, gestiegene Mobilität, das Gefühl immer mehr und besser sein zu wollen, der Selbstverwirklichung und teilweise auch der Aufgabe von Rollenbildern, dass ein Einkommen oft nicht mehr ausreicht, dass Mütter nicht mehr geschätzt werden (Heimchen am Herd, Glucke) und auch Väter an ihre Grenzen gelangen (neben einem Job mit Überstunden, bitte noch Familie, Fitness und die Verfügbarkeit immer überall gleichzeitig sein zu müssen), an dem Minimalausbau von Kitas. Wir haben viele Baustellen in unserer Familienpolitik, aber wenn jeder schon ein wenig an sich selbst arbeitet und vielleicht offener für alle Familienmodelle wäre, würde das schon helfen. Meiner Meinung nach.
Herzlichst, eure Ephi
Mein Jumpsuit ist ein wenig zusammengebastelt. Ich habe bei Caro von The Blogbook einen wundervollen entdeckt und habe daraufhin - als ausgesprochene Liebhaberin von langen Teilen, wie Maxikleidern oder eben auch Jumpsuits - beschlossen, dass ich mir noch diesen Sommer einen nähen werde. Mit Mamas vererbter Overlock, die auch noch gleich einen bordeauxnen Faden eingefädelt hatte, aber ziemlich verstaubt war nach jahrelanger Nutzung, ging das los. Und zwar ratz fatz. Das Tube Top habe ich nach einer Anleitung von Frau Liebstes genäht, das Top ist ein Schnittmuster von Pattydoo. Eigentlich wollte ich noch ein Gummiband einziehen bei der Hose, aber das obere Gummiband hält den Jumpsuit so sehr an Ort und Stelle. Das Blöde ist nur, dass ich eigentlich das Top noch kürzen hätte müssen, oder eher die Hose. Jetzt ist es ein klein wenig ein Gefummel. Und leider war die Fadenspannung bei der Overlock auch noch nicht auf Jersey angepasst. Hinterher ist man immer schlauer. Es werden weitere folgen. Da bin ich sicher.
Das T-Shirt ist ein Kimono Tee von Maria Denmark (Freebook), welches ich in Größe M genäht habe. Ratzfatz ging das! Und ich liebe es.
Stoff: Flowers 'n dots und Kombi von Lillestoff / Tree Kombi und lila Sommerjersey (Gefunden hier!)
Schnittmuster: Basic Hose von Kibadoo in Größe S
und Top Liv von Pattydoo, in Größe 36 (aber zweimal Nahtzugabe weg,
weil es einfach nicht passen wollte - laut Angaben hätte ich sogar
Größe 38 nähen sollen), abgewandelt zum Tube Top. Kimono Tee in Größe M von Maria Denmark
Quelle: "Neue Studie: Familiengründung macht erst ab 34 richtig glücklich" auf Focus Online (Siehe hier!) auch gefunden auf NTV.de, Zugriff am 07.07.2015
Ab damit zu Rums und zur Linkparty von Seemannsgarn
Hallo,
AntwortenLöschenich bin über den Blog von Sonnea Sonnenschein auf Deinen Blog aufmerksam geworden. Ich bin, würde ich sagen, eine "alte" Mama. Ich habe zwei Jungs (14 und fast 12) und eine Tochter, die jetzt drei geworden ist. Unsere Tochter war eine ganz spontane Idee und das ist auch gut so. Hätten wir länger über das Projekt "drittes Kind" nachgedacht, wäre es wohl bei unseren zwei Jungs geblieben. Ich empfinde mich mit 40 als Mutter einer Dreijährigen gelassen, sage aber auch immer wieder, dass ich in dem Alter nicht erst mein erstes Kind hätte haben wollen. Ich habe mir bei den Jungs auch nicht so viele Gedanken gemacht, ob ich "sie groß bekomme", bevor ich mal nicht mehr bin. Jetzt kommen solche Gedanken häufiger... Es hat alles seine Vor- und Nachteile, ich bin froh, bei den Jungs noch recht jung gewesen zu sein und ich bin froh und dankbar, unser Mädchen zu haben.
Liebe Grüße Viola
PS: Dein Blog gefällt mir sehr gut.
Hallo Viola,
AntwortenLöschenErst einmal danke für deinen Kommentar, und dafür, dass dir mein Blog gefällt. Das freut mich sehr. Ja, es hat alles Vor- und Nachteile. Wobei ich deine Gedanken "ob du sie groß bekommst" nicht ganz verstehe (ist das im Bezug auf Erziehung allgemein oder im Bezug auf sterbe ich evtl in 2/3 Jahren gemeint?).
Ich finde spontane Ideen übrigens super. Wir überlegen auch hin und her mit dem nächsten Kind. Sind ja beide noch am Studieren. Aber ein Kind passt ja nie wirklich 100%. Entweder man ist in Ausbildung / mitten im Job oder dann zu alt. Deshalb denke ich wenn man nicht auf die Gefühle hört, dann klappt es nie. Da muss das Herz wohl gewinnen. ;-)
Sind deine drei denn unzertrennlich oder siehst du da Schwierigkeiten mit dem Altersunterschied? Würde mich mal persönlich interessieren.
Liebe Grüße und genieße die Zeit mit deinen Kindern! Ephrata
PS: ich würde mich freuen öfters etwas von dir zu lesen!