Dienstag, 18. August 2015

Andere Länder, andere Familienpolitik #5 [Spanien: Die Kompatibilität von deutschen Werten und der spanische Familie.]

Hier nun der letzte Bericht meiner tollen Urlaubsvertretung und lieben Freundin Ramona. Gut, wenn man Weltenbummler kennt. Allerdings möchte ich betonen, dass ich den Bericht trotzdem verfasst habe, und auch die Fakten recherchiert. Alles nach bestem Wissen und Gewissen. Und bis auf die Fakten sehr subjektiv. Es werden weiterhin Spanienberichte folgen. Das verspreche ich euch. Denn ich habe dort Verwandte und vielleicht recherchiere ich auch irgendwann mal wieder vor Ort. Hallo Sonne. Ich möchte dich auch ohne Lernen genießen. Hier die Fakten. 


Spanien hat eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa. 1,32 Kinder bekommt eine Frau durchschnittlich. Durch die Wirtschafts- und Finanzkrise ist diese deutlich eingebrochen, allerdings laut FAZ nach fünf Jahren wieder um 0,1 Prozent gestiegen (Jahr 2014). Drei Hauptgründe sehen die Demographen für den Rückgang: die Furcht der potentiellen Mütter vor den finanziellen Unsicherheiten, vor allem einem Verlust des Arbeitsplatzes; die Rückkehr vieler Immigrantinnen in ihr Heimatland, weil sie in Spanien arbeitslos wurden (sie trugen bis dahin mit einem Anteil von einem Fünftel wesentlich zu der Stabilisierung bei); die Emigration junger Spanier(innen) ins Ausland auf der Suche nach einer Beschäftigung (FAZ, 2015). Im Durchschnitt bekommen Frauen in Spanien mit 31,8 Jahren ihr erstes Kind. Was angesichts der gestiegenen Lebenserwartung zwar nicht spät ist, im Bezug aufs Mutterwerden, was die Biologie angeht, aber schon. Die Wirtschaftskrise hat sich aber nicht nur auf die Geburtenrate, sondern auch auf die finanzielle Situation von Familien ausgewirkt, sondern auch auf das Armutsrisiko von Minderjährigen. Dieser Problematik nahm sich auch die Regierung an, welche "am 3. Dezember 2013 den Aktionsplan für soziale Inklusion 2013-2016 (Plan de Acción para la Inclusión Social [PNAIN]) verabschiedet(e)" (Europa.eu, 2015). Mit dem PNAIN soll neben der finanziellen Situation von Familien auch die Inklusion gestärkt werden. Auch am Bildungswesen wurden im Zuge der Finanzkrise Einsparungen vorgenommen. Dies ist besonders deshalb als kritisch zu bewerten, da circa 25% der Schüler ohne Abschluss die Schule verlassen und die Jugendarbeitslosigkeit bei über 50% liegt (vgl. Taz.de, 2012). Das spanische Schulsystem gliedert sich in drei Blöcke. Davor können Kinder ab null Jahren in einer escuela infantil oder guardia unterkommen. Dort werden Kinder auch vorgeschult. Teils bekommen sie eine Fremdsprache beigebracht. Danach beginnt die eigentliche Schule, welche verpflichtend ist. Die Kleinkindbetreuung sehen viele Spanier nicht gerade als die familienfreundlichste. So ist sie mit dem Arbeitsmarkt unvereinbar, zeitlich gesehen. Auch die Familienpolitik kommt, trotz Initiativen wie der Babyprämie, im Vergleich zu anderen Politikfeldern zu kurz. So gehen "gerade mal ein halbes Prozent (der spanischen) Wirtschaftskraft  (an) die Familienpolitik, so wenig wie (in) kein(em) andere(n) Land in Europa" (Deutschlandfunk, 2007). Allerdings steht die Familienpolitik auch im Kontrast zur Selbstverwirklichung der Frau, welche mittlerweile die freie Entscheidung hat, was sie in ihrem Leben erreichen möchte. "Früher wurden die Frauen nur darauf hin erzogen: heiraten und Kinder kriegen. Heute ist das anders" (Deutschlandfunk, 2007).


Ist es das wirklich? fragte ich Ramona, welche gerade wieder auf Menorca als AuPair arbeitet. 

Bei "ihrer" Familie auf jeden Fall. Denn derzeit warten Kind 3+4 in Mamas Bauch. Bereits zwei Kinder sind ein  überdurchschnittlicher Beitrag zur Geburtenrate. Aber vier?! Mittlerweile ein Phänomen. Vor einigen Jahren noch nicht. Und trotz vier Kindern kann sich die Mutter selbstverwirklichen, der Vater nimmt sich dafür zurück, was für ihn nicht schlimm ist, für seine Eltern, welche den Machismo noch in Ehren halten, schon. Man muss dabei aber bedenken, dass die Mutter aus Deutschland stammt. 

Ramona meinte allerdings, dass dieses Zurückstecken für Männer mittlerweile nicht mehr als allzu gravierend gesehen wird. Denn dadurch können sie Zeit mit den Kindern verbringen, was sie auch gerne möchten. Insgeheim leiden sie aber trotzdem an der getauschten Versorgerrolle. Dass die Frau alles bezahlt, und auch den Ton angeben darf, konkurriert eben doch mit der Machomentalität und kratzt am Selbstbewusstsein .
Dadurch, dass die Mutter deutsche Wurzeln hat, erzieht sie ihre Kinder auch autoritärer als viele ihrer benachbarten Familien. Sie diskutiert Probleme aus, verwöhnt ihre Kinder nicht mit jeglichen Süßigkeiten und erklärt ihnen auch, was Bildung für das spätere Leben bedeutet und dass es sich lohnt zu lernen und gute Leistungen zu erzielen. Dies soll nicht bedeuten, dass dies spanische Eltern unterlassen. Ramona hatte deshalb die Aufgabe, mit den Kindern Deutsch zu sprechen. Aber spielerisch, damit die Kleinen nicht auch im Sommer in die Sommerschule müssen. Dies ist das "Ferienangebot" der Schulen, da die Urlaubszeit im Sommer noch drei Wochen länger als hier ist. Die Devise lautete: mit Spaß und Neugierde von selbst und fürs Leben lernen. Und alles erklären, was die Kinder interessiert. 

Und da ich leider meinen Interviewbogen verlegt habe, belasse ich es für heute bei dem Statement. Denn ich bin der Meinung, dass Kinder beim Spielen so viel mehr lernen als nur durch autoritäres Dahergefasel. Und dass man diese Neugierde auch immer beibehalten sollte, anstatt zu sagen: "Ist halt Fakt!" (Es tut mir leid, liebe Ramona. Ich hole den zweiten Teil nach!) 

Herzlichst, eure zerstreute Ephrata. 


Schnittmuster: Shirt SimplySummer von Schaumzucker in Größe 98 / 104
Stoff: Submarine und Ringeljersey in rot und weiß von Lillestoff 

Das Kimono Tee von MariaDenmark ist ja momentan der Hit. Auch ich habe es schon oft genäht, denn es geht super schnell und ist wirklich anfängertauglich. Als ich dann vor zwei Wochen gesehen habe, dass es einen ähnlichen Schnitt auch für kleine Mäuse gibt und zwar mit Möglichkeit zum Verlängern kaufte ich diesen gleich. Denn mein Mann war der Meinung, dass Kind braucht auch "normale" Kleidung. Und auch wenn ich die Ottobre Schnitte liebe, fehlte mir ein ganz schlichtes Shirt mit Potential zum Mehrmalsnähen. Außerdem sind mir mittlerweile Doppelgrößen und Papier- statt Folienschnittmuster lieber. Ich habe es dieses Mal ganz schlicht gehalten, denn Submarine ist großgemustert, farbenfroh und ich finde das braucht nicht noch mehr Schickimicki. Ich habe zurzeit ja auch nur wenig Zeit für das Nähen übrig. Trotzdem war ich wahnsinnig fröhlich, mich nach der Lernerei auch mal kurz an die Maschine zu setzen und ein Produkt, welches uns allen sehr gut gefällt, innerhalb kürzester Zeit und ohne großes Trara und Verzweifeln in den Händen zu halten. Gebraucht hat es allerhöchstens eine Stunde. Schätze ich. 
Ihr werdet diesem Schnitt ganz sicher wieder begegnen. Zumindest auf meinem Blog. Und zwar mit ein wenig mehr Varianz. Und hoffentlich auch mit besseren Fotos.


Quellen:
"Weniger Krise. Mehr Kinder" von Leo Wieland, auf FAZ.net, erschienen am 23.06.2015, Zugriff am 10.08.2015
"Spanien spart sich Bildung" von Reiner Wandler, auf Taz.de, erschienen am 18.04.2012, Zugriff am 10.08.2015
"Spanien: unterstützung von familien und kindern, aktive inklusion" auf europa.eu, letzte Aktualisierung  am 29.06.2015, Zugriff am 10.08.2015 
"Kinderarm und kinderfeindlich", von Hand-Günter Kellner, auf Deutschlandfunk.de, erschienen am 10.08.2007, Zugriff am 10.08.2015

4 Kommentare:

  1. So ein kleines schnelles näherfolgserlebnis zwischendurch ist schon was tolles! Habe ich diese Woche auch mal wieder festgestellt ;-)
    Schön sieht das Shirt aus!

    ... Und ich hätte irgendwie gedacht das Spanier mehr als 1,3 Kinder im Durchschnitt haben. Krass!

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    1. Hallo Bibi,

      Ja das dachte ich auch, mein Onkel hat nämlich wahnsinnig viele Geschwister, wobei auch nur einen Sohn. Ich muss da mal noch nachforschen.

      Danke für das Kompliment zum Shirt. ;-) ja. Das war echt ein Erfolgserlebnis. Und zurzeit brauche ich das. Sonst gehe ich ein :-D

      Liebe Grüße, Ephi

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  2. Das Shirt ist ja niedlich und die Boote wow.

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    1. Hallo Sabrina,
      Dankeschön. Ja ich bin froh, dass es solche tollen Stoffe zu kaufen gibt! Als ich ihn sah, konnte ich trotz der Meinung meiner Begleitung (Kindershirts und große Motive vertragen sich schlecht) nicht nicht zugreifen. Bereut habe ich es nicht ;-)

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