Donnerstag, 21. Mai 2015

Rütteln am Deutschland-Prinzip: Alles nach (Fahr-)Plan laufen

Wieder so ein Streikthema? Ganz klar nein. Nur als ich gestern Morgen das Online-Nachrichtenmagazin meines Vertrauens durchforstet habe, was ein ganz normaler Vorgang bei mir ist, stach mir die Unterüberschrift ins Auge (Zitat: "Denn der GDL-Boss kündigt damit den unausgesprochenen Konsens auf, dass in Deutschland alles nach Fahrplan zu laufen hat - selbst Konflikte." Gefunden hier am 20.05.2015)

Zwei Gedankengänge hatte ich dabei:
1.) Die Thematik "Alles nach (Fahr-)Plan laufen"
2.) Selbst Konflikte


Irgendwie muss ich mein erstes Thema dabei belassen es kurz zu fassen, es ist nämlich fast schon eine Gesellschaftskritik und man kann über jedes einzelne Thema zig Bücher schreiben. Ich denke, ich werde immer wieder - im Laufe meines Blog-Lebens - darauf zurückkommen und ich lasse mich da auch gerne weiter belehren. Allerdings finde ich sollte man dabei immer die andere Meinung akzeptieren / tolerieren.

Schlagwörter hierbei sind natürlich: "Kaiserschnittsgeburt, Social Freezing, In-Vitro-Fertilisation". Wahrscheinlich gibt es noch einige mehr, wie Leihmütter, etc. Ich möchte dabei ein wenig aus meiner Vergangenheit berichten, wo eben nicht alles nach Plan verlaufen ist, trotz schöner Vorstellung.

Kurz nach meinem schriftlichen Abitur im Jahr 2012 habe ich erfahren, dass ich ungewollt schwanger bin. Aus Glaubensgründen, aber auch einfach aus meinem Bauch heraus, habe ich mich für das Kind entschieden und mein Mann trug diese Entscheidung mit mir, wofür ich ihm auch heute noch dankbar bin. In der Schule habe ich es gut geheim halten können, meiner Mutter habe ich es direkt nach dem Frauenarzt-Termin gestanden. Sie freute sich. Wahrscheinlich, weil sie mir einiges zutraut. Die Eltern meines Mannes waren natürlich nicht so begeistert, aber sie halfen uns sehr. Ich schmiss meine ganze Planung um: ich ging nicht nach Südafrika um dort einen Englisch-Sprachkurs zu machen und Einheimischen zu helfen, ich schrieb mich nicht an einer Präsenzuni ein, sondern an einer Fernuni, an der ich noch heute studiere. Mein Mann und ich freuten uns sehr auf die kleine Maus und richteten uns ein Nest ein. Der Schock: 32te SSW und wir verloren unser Kind. Die anschließende Geburt, meine tolle Hebamme und mein Glauben waren das Einzige, was mir helfen konnten. Ich fragte mich nicht mehr "warum wurde mir das angetan", sondern "warum eigentlich nicht ich". Mittlerweile habe ich diesen Teil meines Lebens gut verarbeitet, auch dank der Worte meines Bruders am Grab. Ich bin mir sicher, ich werde unsere Hannah wieder treffen und dass es ihr gut geht. Aber Planung, war dahin.

Die zweite Anekdote betrifft unseren Sonnenschein Sophie, die schon einige Monate später unterwegs war. Es half mir unheimlich, mich auf ein weiteres Kind zu freuen und die Umplanung nicht wieder umzuwerfen. Wir hatten uns auf das Elternsein vorbereitet und wollten es nicht missen. Das heißt nicht, dass Sophie ein Ersatz ist, sie ist es nicht. Hannah und Sophie sind einzigartig und wir lieben sie beide auf eine andere Art und Weise. Da diese Planung nicht jedem gefiel, zogen wir um und richteten nun wirklich unser eigenes Nest ein. Meine Frauenärztin begleitete mich in der Schwangerschaft wie ein Engel, sie checkte wirklich alles xmal durch um mich zu beruhigen und plädierte dafür, eine Einleitung vorzunehmen. Statt am errechneten Geburtstermin, gingen wir 2 Wochen früher ins Krankenhaus um Sophie in unserem Leben zu empfangen. Insgeheim dachten wir alle, es dauert nur ein paar Stunden bis sie da ist. Von Wegen. Nachmittags keine Wehen mehr und ich musste - trotz Schmerzen - bis in den nächsten frühen Morgen warten. Erst dann wollte Sophie das Licht der Welt erblicken. Der Plan war verworfen. Was in diesem Fall nicht schlimm ist.

Wir Menschen haben viele Pläne, nur manchmal greift eben die Natur doch ein. Ich möchte es nicht Natur oder Schicksal. Für mich ist das Gott oder auch der Teufel. Ich möchte damit nur sagen, dass eben nicht immer alles nach dem einen (Fahr-) Plan verläuft, dass man ständig neue Gleise einstellen muss. Und dass ich diese ganze Social Freezing, IVF etc. deshalb nicht unbedingt für gut heiße. Ich glaube, dass diese Planung eben auch immer ein Risiko ist. Ein Risiko, in welchem der Plan wieder umgeworfen werden muss undder einen selbst aus der Bahn wirft. Man darf sich eben nicht immer auf alles 100% verlassen.  Auch die Bahn kommt nicht pünktlich, trotz Fahrplan.

Ich habe mich gestern übrigens an den Plan, des Näh-Verbots gehalten und mir mit Sophie einen schönen Mittag machen. Auch heute freue ich mich auf den freien Mittag, der, wenn das Wetter anhält, schön auf dem Spielplatz verbracht wird. Allerdings habe ich abends, als sie schlief, meinen neuen Stoff zugeschnitten und der wird im Laufe der nächsten Tage weiterverarbeitet, was ich euch natürlich dann zeige.

Hier sind aber meine zwei Funny Faces, eines im Elefantenlook, eines ganz maritim und ein wenig piratig (was keine Absicht war, aber mir gefällt es mittlerweile, dass die Tasche nicht richtig rund wurde). Sie sind beide in Größe 98 genäht, und waren eine Resteverwertung. Allerdings muss ich sagen, dass dies keine 98 ist - zumindest nicht für die schlanke Sophie. So muss ich sicherlich noch 2-3 Jahre warten bis sie es anziehen kann. Hoffentlich ist der Schnitt für das neue Kleid ein wenig schmaler.







Schnittmuster: Funny Faces aus der Ottobre 01/2014 Gefunden hier! (Allerdings ist das Piratige abgewandelt)
Stoffe: aus dem Nähladen meines Vertrauens, leider waren es nur noch Reste, daher weiß ich die Marke nicht mehr genau. Gesehen aber auch auf dawanda


Ich grüße euch ganz lieb und zeig euch bei Gelegenheit die Kleider an Sophie. Wenn sie dann passen! Eure Ephi

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