Dienstag, 25. August 2015

Andere Länder, andere Familienpolitik #6 [Urlaubserfahrungen: eine Ostseerundreise]

Eigentlich ist es sehr passend euch von unserem letzten Urlaub zu erzählen, denn gerade sind Kita Ferien, in Baden Württemberg allgemein Sommerferien und er ist exakt ein Jahr her. Dieses Jahr mussten wir unseren Urlaub in den Herbst verschieben. Das liegt daran, dass mein Mann seine Bachelor Thesis schreibt und ich Anfang September meine nächste große Prüfung.
Um gedanklich kurz ein wenig davon abzuschweifen, und weil ich euch mal ein paar "frische" Eindrücke zum Thema bieten wollte und nicht nur altgediente Länder, werde ich euch kurz und knackig von unserer Ostseerundreise berichten und wie es, was den Luxus für Familien anging, erst bergauf und dann bergab ging. 


Abflughafen FFM:
Morgens früh mit einem 10monatigen Baby nach FFM gefahren zu werden ist nicht allzu prickelnd. Aber es funktionierte alles ganz einfach. Bis auf diese unendlich langen Wege. Der Lärmpegel um einen herum und dieses ganze Flughafenchaos, welches mich selbst zwar immer ins Fernweh bringt und zum Lächeln (ich mag dieses Treiben), aber ein Kind ganz schön irritiert. Eine ruhige Ecke wäre schön gewesen. Zum Stillen und Beruhigen. Wickeln ging ja noch. Das durften wir am Tallinner Flughafen lernen. Okay, FFM ist ein Dreh- und Angelkreuz, was Europa und die Welt angeht und wir hätten uns ja auch einen kleineren Flughafen aussuchen können, aber es war nun mal nicht möglich.
Im Flugzeug selbst hatten wir die erste tolle Bewegung mit den Schweden. Ein junger Kerl, etwas älter als mein Mann, bot unserer Kleinen Kopfhörer an, damit sie die Rotorengeräusche ausschalten konnte. Sie wollte nicht. Aber eine nette hilfsbereite Geste. 


Stockholm / Schweden:
Stockholm ist eine Traumstadt. Nicht nur, was die Entdeckungsmöglichkeiten, Restaurants und Luft angeht, sondern auch die Kinderfreundlichkeit. Ich kann wirklich jeder jungen Familie diese Stadt ans Herz legen. Denn die Hauptstädter sind hilfsbereit und strahlen eine Wärme aus. Gegenüber jedem Kind. Da macht es nichts aus, wenn das Kind mal kurz jammert oder im Frühstücksraum des Hotels Krümel verteilt. Ganz auffällig waren die vielen Toiletten mit Wickelmöglichkeiten (auch auf den Männerklos!) und dass man stillen konnte, wo man wollte. Wenn das Kind es auch zuließ. Eintritt ist für Kids übrigens überall frei. Welche Orte sind passend für die Kinder? Für ganz Kleine das Aquarium, das Kindermuseum Junibacken, das Freilichtmuseum Skansen. Für Größere kommt dann noch der Tivoli hinzu. Und auch in anderen Museum, wie über Alfred Nobel, gibt es Spielmöglichkeiten für Kinder: Malecken, Knöpfe zum Draufdrücken. Gut ist dabei, dass dies alles sowohl Interesse der Eltern als auch der Kinder wecken und decken kann. 




Reise mit der Fähre:
Wir sind über Nacht nach Helsinki geschippert. Auf der hohen See hatten wir starken Wellengang - für mich nicht allzu prickelnd, das Kind schlief tief und fest. Auf der Fähre gab es Restaurants, Duty-Free-Shop und auch ein Kinderspielraum. Man bekommt die Kleinen beschäftigt, aber eine Kreuzfahrt mit Kind würde ich auf jeden Fall bleiben lassen. 



Helsinki / Finnland:
Helsinki ist für eine Hauptstadt wirklich sehr klein. Ich finde auch, dass es nicht allzu viele Entdeckungsmöglichkeiten gibt. Trotzdem lohnt es sich mal hinzugehen. Wir konnten uns nicht alles anschauen, was uns interessierte, denn im "Felsendom" wurde eine Hochzeit nach der anderen abgefertigt und auch in der russisch-orthodoxen Kirche wurde geheiratet. Was die Kinderfreundlichkeit angeht, ist Helsinki empfehlenswert, aber Stockholm ist doch noch eine Stufe höher. Anschauen mit Kindern kann man den Zoo, das Freilichtmuseum, SeaLife. Wir haben das nicht getan, da wir ähnliches schon in Stockholm unternommen hatten. Dafür waren wir auf der Insel und im DesignViertel unterwegs. Die Kleine machte das gut mit. Das größte Problem stellte die Sprache dar, wir waren glücklich darüber, dass alles nochmal in Schwedisch da stand, denn dies lässt sich leicht ableiten (Englisch und Deutsch) - und ein paar Worte kann ich sogar ;).


Tallinn / Estland:
Nachdem wir wieder eine dreistündige Überfahrt mit der Fähre genossen haben (mit Konzert), kamen wir in Tallinn an. Tallinn sollte man mal gesehen haben. Die Altstadt strahlt wirklich einen Flair aus, die Geschichte ist wirklich interessant und trotzdem modernisiert Tallinn das eigene Stadtbild. Allerdings finde ich sieht man der Stadt auf jeden Fall die sowjetische Besatzung an und auch die Armut vieler Esten lässt sich leicht erkennen. In der Stadt gab es hauptsächlich DixiKlos, sodass ich die Kleine lieber im Park wickelte. Das hört sich jetzt nach einem Luxusproblem an, aber daran erkennt man deutliche Differenzen zu den skandinavischen Staaten. Nachdem man mindestens 2 Tage die Altstadt erkundigt hat (hier sollte man nicht nur einen Tag einplanen, auch wegen der Öffnungszeiten vieler Museen und Kirchen), gibt es noch weitere Entdeckungsmöglichkeiten. Das Katharinenschloss mit der Außenanlage, den Wasserflughafen, den Fernsehturm. Wir hatten vom Wetter her leider nicht wirklich Glück, aber haben trotzdem versucht so viel wie möglich anzuschauen. Empfehlenswert ist übrigens das Knoblauchrestaurant, nur die Kinderstühle kämen hierzulande nicht durch den TÜV. Ebensowenig die Busse, die sind von Deutschland übernommen und laufen teils mit Wasser voll. Den Zoo möchte ich jedem ans Herz legen, der gerne gegen Tierhaltung protestiert: die Käfige sind eng und klein, und die Haltung nicht tiergerecht (Boden aus Beton, wenig Spielmöglichkeiten und Bewegungsfreiheiten, und auch die Anzahl der Tiere bedenklich). Hier erkennt man wirklich die Sowjetzeit. Teils werden Käfige mittlerweile erneuert und diese sind wirklich schön, aber das Geld fehlt um den Tieren schnellstmöglich ein neues Zuhause zu bieten. Wir waren wirklich sehr traurig beim Anblick dieses Zustandes und steckten damit auch unsere Kleine an. 





Rückflug:
Der Tallinner Flughafen ist sehr klein und gemütlich. Für die Kinder gibt es Spielecken zwischen den Gates. Und es ist, im Vergleich zu FFM, wirklich ruhig. Der Flug nach Riga war für uns eine krasse Erfahrung. In einer Bombardier zu fliegen? Eher nicht mehr.
Fazit: insgesamt war es ein wirklich familienfreundlicher Urlaub. Wir kamen sehr ausgeglichen zurück. Stockholm hat es uns besonders angetan. Eine wunderschöne, lässige Stadt, welche ich wirklich jedem ans Herz legen kann. Wir haben hier einen deutlichen Unterschied zwischen den Mentalitäten (Schweden - Deutschland) sehen können. Und ich hoffe, ich kann irgendwann mehr darüber berichten. Über die Familienpolitik dort und warum es dort so viele Kinder gibt im Vergleich zu hier. 

Herzlichst, eure urlaubsreife Ephrata

Ich habe heute kein Schnittmuster und auch keinen Stoff hinzugefügt. Stattdessen einige Fotos aus meinem Repertoire. Dies liegt an meinem knappen Zeitrahmen zurzeit und daran, dass ich unbedingt meinen Beitrag für "This is not okay" fertigstellen und abgeben möchte.

6 Kommentare:

  1. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Prüfungen in den Nächsten Tagen/Wochen!
    Ich mag auch mal wieder in den Norden oder den Osten... In Stockholm und Riga war ich auch schon...

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    1. Es ist nur eine Prüfung. Aber eine riesige und wenn man die verhaut, hat man Pech gehabt und ne Wartezeit von einem Semester inkl zwei Prüfungen mit riesigem Lernpensum. ;-) ich bin bei einer schon am Ende.

      Riga stell ich mir ganz idyllisch vor. Wie waren denn deine Erfahrung mit Familienfreundlichkeit?

      LG Ephrata

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  2. In Stockholm waren wir vor 7 Jahren oder so... Da gabs bei uns noch keine Kinder... Daher würde mich Stockholm jetzt nach deinem Bericht nochmal interessieren...
    Und in Riga war ich mit ungefähr 16...!?! Also, vor meinem halben Leben ;-) an die Stadt selbst kann ich mich kaum erinnern, nur an den Aufenthalt im Gesamten... Das war aber sehr schön dort.

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    1. Stockholm ist halt wahnsinnig teuer. Also im Vergleich zu anderen Städten. Solange die Kinder noch klein sind, geht das. Aber wenn sie richtige Portionen essen oder auch Eintritt zahlen müssen, wird es sicherlich noch viel mehr kosten. Ist ja überall so, aber da natürlich noch extremer. ;-). Also besser gleich gehen.

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  3. OHHH :)) Ich erkenne meine Heimat, Finnland wieder!! Schon knapp 3 Monate bin ich wieder in Deutschland, und die Fotos von Estland bringen auch erinnerungen in mir hoch! :)
    Ach und finnisch, ist zwar schwer aber wenn man einmal ein jahr dort lebt, kommt das von alleine. ;)
    Liebe Grüße Maira

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    1. Also ich kann mir das nicht vorstellen, dass innerhalb von einem Jahr zu lernen. Respekt vor dieser Leistung. Ja es war wirklich eine wundervolle Reise. Wenn man einmal dort war, möchte man auf jeden Fall wieder hin.

      Liebe Grüße, Ephrata

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