Donnerstag, 30. Juli 2015

Eltern 60+. Biologisch okay? Nachgeholfen nicht?

Am Wochenende stöberte ich wieder auf den bekannten Online Nachrichtenmagazinen. Neben der absolut unspannenden WM Qualifikation Auslosung blieb ich bei einer Kolumne von Sybille Berg hängen. Der Artikel lautete "Alte Väter: Fortpflanzen, unbedingt!". Ich öffnete ihn also unbedarft, und mir strahlte Jan Hofer (ARD Tagesschau / Tagesthema und mittlerweile auch in vielen weiteren Sendungen) entgegen. Okay, um so alt kann es also nicht gehen. Dachte ich. Bis ich irgendwann las "Jan Hofer, zum Beispiel, bekommt mit 60 plus ein Kind". 


Ich erzählte es sowohl meinem Mann, als auch unserem Freund, bei welchem wir zu Besuch waren, welcher selbst auf die 60 zugeht. Dann dachte ich an meine Mama, welche noch, bevor sie die um die 49 erreichte, eine Großmutter wurde. Und dann an die Dame, welche überall in den Medien die Aufmerksamkeit auf sich zog, weil sie mit 64 Jahren Vierlinge gebar. Eigentlich wollte ich nie über das Thema schreiben. Weil ich persönlich die Frau nicht verurteilen wollte, und sie nicht kannte. Und jetzt tue ich es doch. Um mich ein wenig auf ihre Seite zu schlagen. Oder auch um mich vielleicht selbst davon ein wenig zu überzeugen, dass man auch mit 60+ noch Kinder großziehen kann. Wenn ich unsere Großeltern anschaue, alle zwischen 70 und 80 Jahre alt, dann verstehe ich es nicht. Und erst recht nicht, weil ich schon 40+ ein hohes Alter für die Kindererziehung empfinde. 

Frau Berg nimmt Jan Hofer in Schutz. Sie erklärt kurze Kritikpunkte, welchen alte Väter ausgesetzt sind / werden. Das Argument, dass es für die Kinder peinlich sein könnte, wenn sie von der Schule abgeholt werden (und jeder den Vater für den Opa hält). Dann, dass es erhebliche Risiken birgt (da man ja mit 65 sterben kann, gesundheitlich nicht mehr der Fitteste ist), und die Frage, ob man überhaupt die Anstrengung verkraftet. Ihr Fazit lautet strikt: "Vermehrt euch. Auch im Alter. Wer bis 67 arbeiten kann, kann auch Kinder bekommen. Macht was ihr wollt". 


Warum hieß es dies dann nicht bei der Dame? Weil es eine Befruchtung war? Weil sie schon 13 Kinder hatte und bereits Oma war? Weil es rechtlich in Deutschland nicht legal gewesen wäre? Weil die Geburt für sie ein größeres Risiko birgt, als für einen Mann? (Denn eigentlich könnte jede Mutter / jeder Vater nach einem Jahr, oder auch fünf, mit Kind sterben. Oder direkt bei der Geburt). 

Ich habe mir noch keine abschließende Meinung bilden können. Das liegt wohl auch daran, dass ich diese Väter in einem gewissen Alter (wie eben Jan Hofer, oder eventuell auch George Clooney irgendwann) total sympathisch finde und auch jünger einschätze, als sie sind. Und dass es eben auch einen Grund gibt, warum es bei Männern biologisch möglich ist, und bei Frauen nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich keinen "alten" Vater in meinem Umfeld kenne. Ich weiß es nicht. Trotzdem war auch ich nicht begeistert, von der alten Dame zu lesen, weil ich nicht überzeugt bin von der künstlichen Befruchtung. Ich glaube einfach, dass man Kinder bekommen soll oder nicht. Dass dies irgendwie gewollt ist und "Schicksal". Aber vielleicht möchte mich jemand eines Besseren belehren?  


Aber als ich unseren Freund fragte, ob er es sich vorstellen könnte, jetzt ein Kind zu bekommen, meinte er: "Nein. Ich und Kind, welches jünger ist als mein Enkelkind? Und mit den normalen Alterserscheinungen (plötzliches Einschlafen, Vergessen, etc.). Eher nicht."

Wie steht ihr dazu? Vielleicht könntet ihr mir bei meinem Meinung bilden helfen. Oder braucht man überhaupt immer eine abgeschlossene Meinung und betrachtet jeden Fall individuell? Ja. Am Besten. 



Herzlichst, eure Ephi

Schnittmuster: Lady Mariella von Mialuna
Stoff: Birdie Love von Lillestoff 

Quelle: "Alte Väter: Fortpflanzen, unbedingt!" von der Kolumnistin Sybille Berg auf Spiegel.Online, Zugriff am 25.07.2015 

Ab damit zu Rums.

Dienstag, 28. Juli 2015

Andere Länder, andere Familienpolitik #2 [Frau / Mutter sein in Sri Lankas Dörfern]


Kurz vor ihrem dreimonatigen Aufenthalt auf Sri Lanka, traf ich noch einmal eine sehr gute Freundin*, welche ich seit der Schule kenne, und als sehr kinderlieb wahrnehme. Dass sie unbedingt auch eine Familie möchte, dass sie eine große Familie hat (ständige Geburten sind da angesagt) und Weiteres spricht für die These. Ich habe beschlossen, sie allgemein zu ihren Wahrnehmungen zu befragen. Wo sieht sie die Unterschiede zwischen Sri Lanka (oder auch asiatischen Ländern) und Deutschland? Wo welche Vorteile? Da sie selbst nicht wirklich von Leistungen des Staates "betroffen" ist, ist dieser erste Beitrag sehr allgemein gehalten. Aber eventuell kann sie uns im Herbst mehr erzählen?!


Auf den Bericht habe ich mich ein wenig vorbereitet. Und war ganz schön überrascht. Erstens man findet kaum was. Zweitens Sri Lanka hat eine recht niedrige Geburtenrate (um die 2,4 Kinder pro Frau. Im Vergleich Deutschland: 1,4). Es wird erst mit Mitte 20 geheiratet, oftmals verhütet. Kinder kommen dort also auch nicht unbedingt sehr früh auf die Welt. Nur was das Stillen angeht, sind sie uns ganz schön voraus oder auch hinterher, wie man es sehen mag. "Beim Stillen hingegen ist Sri Lanka sehr traditionell. Hier würde im Grunde jede Frau ihr Kind stillen, sagt Asha und zwar durchaus ein paar Jahre (...) Beim Stillen liegt Sri Lanka in den Statistiken auf Rang fünf weltweit, was die Häufigkeit der gestillten Kinder angeht." Viertens: das Sozial- und Gesundheitssystem sind für ein Entwicklungsland wohl recht gut ausgebildet. "Werdende Mütter haben Anspruch auf finanzielle Unterstützung". Der Staat verpflichtet sich auch zur "Wohlfahrt" und nimmt deshalb im Vergleich zu benachbarten Staaten, wie Indien, Pakistan, eine Spitzenposition ein. Dies erkennt man an der niedrigen Kindersterblichkeitsrate, einer hohen Kinderimpfungsrate, einer Schulpflicht (niedrige Analphabetisierungsrate), zu welcher sich der Staat in Gesetzen, wie dem Health oder dem Education Act verpflichtet.


Ich lasse uns jetzt von Tharushi einige Eindrücke schildern, lehne mich gespannt mit meinem Kaffee nach hinten und schweife gedanklich in die Ferne. Beziehungsweise auf die Notizen vor mir. Und weiß gar nicht, wo ich genau anfangen soll.

Laut Tharushi unterliegt Sri Lanka einer Zweiteilung: Tradition gegenüber Moderne, wobei selbst das Moderne eher traditionell geprägt ist. Sie spricht über Erfahrungen aus einem tamilen Dorf, sagt, dass sie nicht unbedingt weiß, wie es in den größten Städten aussieht und auch nicht so viel erfährt. Man ist eher still und beantwortet keine Fragen. Ein Grund, warum auch ich nicht alles herausfinden konnte, was ich wirklich wollte, aber genug um einige Sätze zu füllen. Ich versuche es wie immer kurz zu fassen.

(1) Erst Hochzeit, dann Kinder. Am Besten direkt nach der Hochzeit. Nach einem Jahr wird man schräg angeschaut.
(2) Bist du unrein (also: Sex vor der Ehe) wirst du von deiner Familie verstoßen, auch aus deinem Dorf, und lebst zu einer großen Wahrscheinlichkeit auf der Straße.
(3) Für die Hochzeit gibt es von den Brauteltern ein Mitgift. Das heißt, für eine Frau bezahlt man. Also sind Männer mehr angesehen, sie bringen Geld in die Familie.
(4) Es gibt dort sehr wohl noch arrangierte Ehen. Denn es ist wichtig nur in der eigenen Kaste, also ebenbürtig zu bleiben, oder durch eine Hochzeit aufzusteigen (* Politisch gesehen wurde das Kastensystem abgeschafft, allerdings existiert es inoffiziell weiterhin. Auch in Deutschland!). Die Eltern segnen die Hochzeit ab. Beziehungsweise die Familie.
(5) Familie ist in Sri Lanka nicht auf Vater, Mutter, Kind(er) begrenzt, er ist viel weitläufiger gefasst. Dazu gehören auch Cousins dritten Grades, welche man eventuell überhaupt nicht kennt.
(6) Nach einer Hochzeit zieht die Frau zur Familie des Ehemannes. Diese hilft aber auch bei der Betreuung der Kinder. Kinder betreut derjenige, welcher nicht arbeiten gehen kann. Also oftmals eher die Großeltern, als die Eltern.
(7) In Sri Lanka wird die Erziehung von der Mutter übernommen. Gestaltet sich das Kind allerdings als Problemfall, "redet" der Vater Tacheles (* Probleme können schlechte Noten, Zimmer nicht aufgeräumt, der Mutter nicht gehorcht, sein / Tacheles bedeutet auch mal Handgreiflichkeiten). Daraus folgt, dass sich die Kinder eher der Mutter anvertrauen und Angst vor dem Vater entsteht.
(8) Kinder sind in Sri Lanka wertvoll. Denn diese sichern die Altersversorgung.
(9) In Sri Lanka gibt es im Vergleich zu Indien kaum gezielte Abtreibungen / Tötungen von Mädchen, obwohl man für diese die Mitgift bezahlen muss.
(10) Mittlerweile ist der Zugang zu Bildung einfacher, als noch vor einigen Jahren. Sie fängt auch früher an als hier. Lesen, zählen und schreiben können Kinder dort oftmals noch vor unserem Vorschulalter.
(11) Leider gibt es auch die Problematik der Kinderarbeit. Diese beginnt häufig, sobald ein jüngeres Kind in die Schule kommt. Von dem Lohn der Kinderarbeit wird die Bildung des nächsten Kindes bezahlt.

Am Ende habe ich Tharushi gefragt, wo sie die gravierndsten Unterschiede zwischen Deutschland und Sri Lanka sieht. Ihre Antwort kam wie aus dem Mund geschossen. In Deutschland können Frauen selbstbestimmter und offener agieren, haben mehr Chancen auf Karriere und Bildung. In Sri Lanka sind die Frauen aber trotzdem glücklich. Auch was die Familienplanung angeht. Es wird nicht über das nächste Kind nachgedacht. Man macht es einfach und schafft es (auch wenn es nicht immer leicht ist). Familie hat dort einen höheren Stellenwert, ohne sie geht es nicht.


Herzlichst, eure Ephi

Schnittmuster: Shu shu in Größe 92/98 von Schnittgeflüster. Leider noch etwas zu groß.
Stoff: Jeans Jersey von Lillestoff

Quellen:
Baedeker Allianz Reiseführer "Sri Lanka" von Heiner Gstaltmayr, S. 38-40, erschienen im Jahr 2010
"Sri Lanka: Intime Gespräche unter Frauen" von Marion Schwartzkopff, erschienen am 11. Oktober 2013, Zugriff am 21.07.2014
Sri Lanka Wirtschaftsindikatoren: Fertilitätsrate, Geburtenrate und Alphabetisierungsrate auf  TheGlobalEconomy.com , Zugriff am 21.07.2014
Ab damit zu CreaDienstag, Kiddikram und Meitlisache.

* Name von der "Redaktion" geändert. Es wurde ein beliebter Vorname aus Sri Lanka verwendet.

Freitag, 24. Juli 2015

Liebe Mama...! 50mal Danke.

... Nein heute ist kein Muttertag, aber meine Mama hat heute einen ganz besonders runden Geburtstag, den man nicht nennen darf - es ist ja so schlimm um die 49 zu sein (wer weiß, wie ich in 28 Jahren darüber denke). Also heute ist Freutag! Und mich freut es ganz besonders, ihre Geschenke einpacken zu dürfen, welche ich vorher im Auftrag der Familie gekauft und auch genäht habe. Und sie freut es sicherlich auch (sie musste teilweise vorher anprobieren), dass ich meine ganze Kreativität für sie einsetze. Nur, was ich schade finde, ich hätte ihr gerne mehr Farbe vernäht: rot und grün und gelb und blau.


Aber: ich möchte ihr gerne so viel zurückgeben. Und DANKE sagen. Dafür...:

1. Dass du bei uns vier Kasperle zuhause warst, bis wir alt genug waren um uns selbst zu "versorgen" - und ja, manchmal sind wir immer noch nicht alt genug.
2. Für die vielen Bastelstunden, bei welchen wir kreativ sein durften. Und dass dies bei manchen von uns noch hängen blieb.
3. Für die vielen Backstunden. Pizza, Plätzchen,...
4. Für das Chaos, welches du uns vergeben hast.
5. Für die vielen Freunde, die bei uns ein- und ausgehen durften.
6. Dafür, dass du uns nie in eine Richtung gedrängt hast und wir alles ausprobieren durften. Dafür, dass jetzt jeder seinen ganz eigenen Weg gehen durfte.
7. Für die vielen Spieleabende, auch wenn dir das heute manchmal schwer fällt, weil wir so gerissen spielen können und du dann leider öfters verlierst.
8. Für die Konsequenzen, wenn wir mal wieder (nennen wir es nett) Blödsinn gebaut haben. Diese haben uns aufs Leben vorbereitet.
9. Für dein Vergeben und Vergessen. Ich glaube nicht jeder hätte uns überlebt.
10. Für deine finanzielle Unterstützung, und Zurücknahme, um uns so viel, wie möglich, zu ermöglichen.
11. Für die Kuschelabende.
12. Für das Büchervorlesen, dass uns zu Leseratten werden ließ.
13. Für die Geschwister, die du uns geschenkt hast! (und dafür, dass du vier Geburten durchgestanden hast :D)
14. Dafür, dass es jeden Tag Essen gab. Und wir an einem Tisch saßen.
15. Dafür, dass du uns hast ausreden lassen und jeder zu Wort kam.
16. Dafür, dass du uns so manches Mal zum Arzt chauffiert hast, damit die Narben und Platzwunden verheilen.
17. Für den Trost nach Verletzungen.
18. Dafür, dass du einige schräge Blicke / Worte (wegen uns) verkraftet hast.
19. Dafür, dass du mit uns "die drei vom Ast", "Fünf Geschwister" oder auch "Die Fünf Freunde" zigmal angehört hast - bis wir alle die Kasette / CD auswendig konnten.
20. Dafür, dass du unsere Wäsche gebügelt und geflickt hast. Bei vier Kindern ist das nicht wenig.
21. Dafür, dass du uns beigebracht hast, über Gefühle zu reden und die auch mal rauszulassen.
22. Dafür, dass du sicherlich 10 Jahre lang nicht eine ruhige Nacht hattest.
23. Dafür, dass wir nachts auch bei dir schlafen konnten, wenn wir Alpträume hatten.
24. Dafür, dass wir teilen gelernt haben.
25. Dafür, dass du aus jedem Kindergeburtstag eine richtige Party werden liest. Ich erinnere mich da gerne zurück.
26. Dafür, dass du auf so viel Rentenansprüche verzichtet hast, in 15 Jahren wahrscheinlich kaum was bekommst, nur um für uns da zu sein.
27. Dafür, dass du mit uns Lesen / Rechnen / Schreiben geübt hast.
28. Dafür, dass du uns beigebracht hast, dass man auch vieles selbst herstellen kann und nicht immer nur kaufen muss. Und dies dann noch viel wertvoller ist.
29. Dafür, dass du uns ständig irgendwo hingefahren oder abgeholt hast.
30. Dafür, dass du die ständige Unruhe, den Lärmpegel, um dich herum ausgehalten hast.
31. Dafür, dass du auf so viel Zeit, welche du auch zur Selbstverwirklichung hättest nutzen können, in uns investiert hast.
32. Dafür, dass du eine Riesengeduld mit uns hattest und uns Fehler immer und immer wieder vergeben hast.
33. Dafür, dass wir dich immer anrufen können. Auch mitten in der Nacht.
34. Dafür, dass du uns so viele Werte beigebracht hast.
35. Dafür, dass du jetzt eine so tolle Oma bist. Und auch die frühen Schwangerschaften akzeptiert hast, beziehungsweise dass sie dich freuten.
36. Dafür, dass du uns immer bestärkst und uns Zuversicht schenkst.
37. Dafür, dass du uns nie Vorwürfe gemacht hast.
38. Dafür, dass du es nicht eine Sekunde bereut hast uns zu haben.
39. Dafür, dass du loslassen konntest, sodass wir die Welt mit unseren Augen entdecken konnten.
40. Für die Freiheiten, die du uns geschenkt hast.
41. Dafür, dass du uns beigebracht hast, Verantwortung zu übernehmen.
42. Dafür, dass wir (fast) jedes Jahr im Urlaub waren.
43. Dafür, dass dir eigentlich nichts zu viel war. Beziehungsweise, dafür dass du uns dieses Gefühl gegeben hast.
44. Dafür, dass du uns von Anfang an umsorgt und beschützt hast.
45. Dafür, dass du, auch wenn wir dich in der Pubertät punktuell "hassten", uns mit Liebe begegnet bist.
46. Dafür, dass du trotz der Ferne, immer nah bist.
47. Dafür, dass genau DU unsere Mama bist.
48. Dafür, dass du uns das Leben geschenkt hast!
49. Dass du uns kennst (inklusive Fehler) und trotzdem unendlich liebst. Bedingungslose Liebe!


Und (50.) dafür, dass du nicht nur Mama, sondern auch eine gute Freundin, geworden bist! Und dies wohl auch immer bleibst.

Herzlichst, deine Ephi (und die Brüder und unsere Partner und deine Enkelin)

Donnerstag, 23. Juli 2015

Eine Meinung zum 30 Kilometer entfernten Karlsruher Urteil

Vorgestern wurde das Betreuungsgeld gestoppt. Und ich hatte sofort gesagt, dass ich meine Meinung dazu hier kundgeben werde. Allerdings fällt es mir schwer. Denn als Befürworterin und auch drei Monate Bezieherin der 150€ ist es wohl ersichtlich, wie ich, beziehungsweise unsere ganze Familie, dazu stehe / steht. Wäre es nach mir und unserer Familie gegangen, hätte ich es wohl auch noch länger genutzt. Allerdings galt es eine Entscheidung zwischen Studium, Familie, Haushalt zu fällen. Sie wurde zugunsten aller getätigt. Morgens Kita und für mich Studium. Mittags und am Wochenende Familienzeit. Natürlich mal mehr, mal weniger. Ich werde sowohl emotionale, persönliche Argumente hervorbringen (die aber oft wissenschaftlich bestätigt wurden) und auch politische. Wer keine Lust hat, eine weitere Meinung zur "Herdprämie" zu lesen, darf den Text natürlich überfliegen, sich die Bilder anschauen, einen anderen Beitrag verschlingen oder natürlich das (X) drücken. Ich freue mich aber über eure Meinungen, vielleicht ähnliche, vielleicht abweichende. 


Mit einem Freund der Familie hatte ich bestimmt zig mal die Diskussionen um die sogenannte Herdprämie. Er sieht sich auf Seiten der Verfassungsrichter, ist allerdings kinderlos und auch schon älter. Ich stecke mitten in einer Familiensituation, welche wie gesagt vom Betreuungsgeld profitierte und dieses als Anerkennung für ihre Leistungen gerne annahm. Mit Freundinnen aus einem Babykurs hatten wir gehofft, dass das Betreuungsgeld vielleicht weiterhin steigen würde als richtige Anerkennung der Berufung Mutter, welche so viel mehr macht, als nur am Herd zu stehen. Wie ihr sehen könnt, finde ich diesen Begriff einfach abfällig. Eltern wissen, wie viel Arbeit ein Kind erzeugen kann, und teilweise weiß ich nach einem Mama-Kind-Tag auch nicht, wo mir der Kopf steht. Es ist anstrengend: physisch und psychisch und es raubt Kräfte. Aber es ist gleichzeitig die wertvollste Arbeit und die mich am zufriedenstellendste. Das einzige was fehlt, die Anerkennung der Gesellschaft. Und da war das Betreuungsgeld wenigstens ein klitzekleiner Ausgleich. Wenn wir bei unserer Familie sind, und diese oft nach 10 Minuten mit der Kleinen toben total am Ende sind oder wenn ich meine Mutter höre, wie sie meint, dass sie nicht einmal weiß, wie sie vier Kinder aufgezogen hat, bekomme ich Respekt vor meiner Aufgabe. Mutter sein ist ein Geschenk, aber eine riesige Verantwortung. Erzieher können davon nur singen. 

Argument: Mutter sein ist mehr als Heimchen am Herd. Es bedeutet Verantwortung zu übernehmen und Stress. Eine kleine Entlohnung als Ausgleich für die Akzeptanz der Mutterrolle, das war das Betreuungsgeld. 



Es gibt Studien und dies lernt man auch beispielsweise in Pädagogik, dass es für die spätere Beziehung wichtig ist, als Mutter anwesend zu sein. Auch als Vater. Zumindest eine Bezugsperson zu haben. Alleine die Eingewöhnung in die Kita hat uns gezeigt, wie schwierig es war, sich voneinander zu trennen (bei uns sind es sechs Stunden am Tag). Und hätte es noch länger gedauert, hätte ich die Kleine wieder rausgenommen. Ganz wichtig war mir auch, unsere Kleine erst in die Kita zu geben, wenn ich spüre, dass sie dafür bereit ist und sich verständigen kann. Mütter haben ein gewisses Verständnis für die Kinder, sowohl für die Töne, als auch für die Sprache. Oftmals fragen mich Menschen aus dem Umfeld, was meinte sie gerade, was möchte sie? Oder mein Mann meint manchmal: deine Mama weiß eben was du benötigst. Wieder einmal hat nur sie dich verstanden. Wir haben unsere Kleine also erst in die Kita geschickt als die Beziehung zu uns gefestigt war, und sie soweit selbstständig, dass niemand sie unterbuttern konnte. Das klingt jetzt natürlich sehr merkwürdig. Allerdings war es mir, beziehungsweise uns, wichtig, dass die Kleine ihren Charakter behielt und selbst experimentieren kann, welchen Weg sie einschlagen wird. In Foren liest man oft von den "gleichmachenden Kindereinrichtungen", von dem "Verlust der eigenen Meinung". Ich glaube, wir hatten großes Glück mit unserer Kita. Und vor allem 30 Stunden sind schon viel für uns, aber noch genug, um wichtige Zeit mit der Kleinen zu verbringen (im Übrigen bekomme ich keine Kinder um sie abzugeben, ich will alles selbst erleben). 

Argument: das Betreuungsgeld hilft Familien die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu vertiefen. Eine Beziehung von wahnsinniger Relevanz für später (auch wissenschaftlich belegt). Wenn man sie als quality time nutzt. 


Des Weiteren heißt es oftmals, dass hauptsächlich Eltern mit Migrationshintergrund oder Eltern, welche der Oberschicht (4000€ im Monat plus) angehören, das Betreuungsgeld in Anspruch nahmen. Dies kann sein. Ich zähle mich aber nicht dazu. Ich glaube auch, was dadurch oft intendiert wird, dass unsere Kleine die Sprache und Soziales anders erlernen konnte. Auch Mütter / Väter, welche Betreuungsgeld in Anspruch nehmen, kümmern sich gerne um das Kind. Sie nehmen das Betreuungsgeld nicht unbedingt als Faktor Geld in Anspruch und parken das Kind vor dem Fernseher, machen sich ein schönes Leben davon. Wir haben von dem Betreuungsgeld oftmals Babykurse für unsere Kleine bezahlt. Von Fitdankbaby, über Pekip, über Tanzkurse. Meistens mit Verlusten. Oder auch Berge von Büchern, welche wir ihr vorlesen. Für das Sprachverständnis, für das Verständnis für Situationen (zum Zahnarzt gehen, krank sein, etc). Sie hat gesehen, wie wir kochen, putzen, etc. Dies sind auch relevante Dinge. Ich kenne auch Frauen, die über das dritte Lebensjahr hinweg bei den Kindern bleiben möchten, weil sie ihre Kinder auf ihrem Weg begleiten und diese individuell fördern möchten. 

Argument: das Betreuungsgeld kann auch sinnvoll verwendet werden. Auch zuhause können Kinder gefördert werden. Sogar individuell und auf das Kind zugeschnitten. 


Mein Bekannter sagt immer, das Betreuungsgeld stellte eine Zahlung dar, welche man bekommt um das Kind nicht in die Kita zu schicken. Also eine Zahlung für die Nichtinanspruchnahme eines Kitaplatzes. Ja, das ist richtig so. Nur 1. Gibt es hier zum Beispiel nicht genügend Kita Plätze. Wir hatten, als das Gesetz für den Ausbau dieser eingeführt wurde, in unserer Stadt die schlechteste Startposition in unserem Bundesland. Eine Versorgung von 17% war sichergestellt. Eltern meldeten die Kinder noch vor der Geburt an. Dies ist zwar mittlerweile leicht gestiegen, doch trotzdem gibt es hier nicht genügend Plätze. Ja, man kann dafür die Kommune verklagen. Das hilft aber auch nicht weiter, wenn man eine halbe Stunde aufs Land fahren muss. Zumindest uns nicht. 2. Ein Kitaplatz kostet wesentlich mehr. Wir haben seitdem wir das Betreuungsgeld nicht mehr bekommen über 300€ weniger im Monat, trotzdem deckt dies nicht den Betrag, den eine Kita wirklich ausgibt. 3. Wenn das Bundesverfassungsgericht beschließt, dass die Gesetzgebungskompetenz bei der Thematik "Betreuungsgeld" nicht beim Bund liegt, sondern in der Bundesländern, gilt das Gleiche dann nicht auch für den Kita Ausbau? Hmm. Eigentlich schon. Denn die Kommunen zahlen ja auch dafür, wenn in der Kita gestreikt wird, oder wenn man keinen Platz findet um das Kind unterzubringen. 4. Ist es nicht ungerecht, dass es nun in Bundesländern, wie Bayern, das Betreuungsgeld geben wird, hier aber zum Beispiel nicht? Ich finde schon. 

Argument: Die Begründung des Bundesverfassungsgericht geht mir nicht weit genug. Allerdings ist sie (leider) richtig. 



Fazit: ich finde es schade, dass Familien, welche 150€ gerne in Anspruch genommen haben, über einen Kamm geschert , dass wissenschaftliche Studien oftmals unter den Tisch gekehrt werden, Kinder und Familien eher wirtschaftlich betrachtet werden. Ich finde es schade, dass "Familie", so wie sie schon immer bestand, immer weniger als Familie gesehen wird. Ich genieße die Früchte, die uns der Feminismus brachte, Frauenarbeit, Wahlrecht, Bildung, allerdings sehe ich auch die Gefahr, dass Frauen und Familien zu sehr in diese Ecke gedrängt werden. Das Betreuungsgeld half oftmals dabei, dass Frauen auch für ihre Kinder da sein konnten, half also bei der Wahlfreiheit zwischen Job und Familie. Diese wird immer mehr abnehmen. Vielleicht nicht in allen Fällen, aber in einigen. Ich hoffe auch, dass das "freigewordene" Geld im nächsten Haushaltsplan allen Familien zugute kommt, am liebsten wäre mir, wenn das Kindergeld vielleicht um mehr als 2, bzw. 6 Euro, steigen würde. Das wäre dann eine größere Anerkennung, als wenn man das Geld nur in Kitas steckt. Denn davon haben auch Kinder, welche zuhause erzogen werden, wenigstens ein Bilderbuch, eine CD oder einen Ausflug mehr. 

Herzlichst, eure Ephi 

Schnittmuster: Martha in Größe 36, Beinkleid von Milchmonster in Größe 36
Stoff: Sommersweat in oliv und Ringeljersey in moos / oliv und schwarzer Jersey von Lillestoff
(Bitte nicht wundern, wegen der "Flecken", das sind nur meine nassen Haare :D) 

Ab damit zu RUMS!

Dienstag, 21. Juli 2015

Andere Länder, andere Familienpolitik #1: [Frankreich-Deutschland: ein Vergleich]


Auf Stern.de gibt es eine Artikelserie, welche sich mit auswandernden Familien und ihren Erlebnissen beschäftigt und auch auf Spiegel Online bloggt alle paar Wochen eine junge Familie, welche durch die Welt reist, in ferne Länder und von dort berichtet. Auch wir kennen einige Familien, welche ihre Kinder zum Beispiel nach Frankreich oder Papua Neuguinea mitnehmen, welche wir sehr bewundern (vor allem natürlich die sechsköpfige Papua-Neuguinea "Mannschaft"). Denn dort müssen sich Eltern und Kindern auf ganz andere Systeme einstellen. Sowohl die Frage, wie geht der Staat mit Kindern und Familie um? Und wie die Gesellschaft. Ich habe geplant, einige Bekannte von uns oder aus dem Web danach zu befragen, wie es dort politisch / gesellschaftlich / ökonomisch / persönlich für Familien aussieht, aber bis die ersten Gespräche auf dem Blog eintrudeln, werde ich den Bericht von Stern.de adaptieren. 



"Vier Personen, vier Sprachen: Wenn Susann Salzbrenner sich mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern unterhält, erklingt eine Mischung aus Deutsch, Portugiesisch, Französisch und Englisch. Sie selbst ist Deutsche, ihr Mann Brasilianer, die Kinder sind zwar in Kopenhagen geboren, wachsen aber nun in Frankreich auf." - Deshalb befragte Stern.de die Familie nach Unterschieden zwischen Frankreich und Deutschland. 

Zu meiner Verwunderung findet Salzbrenner "Deutschland kinderfreundlicher" als die grande nation. Und auch die Mutterrolle beziehungsweise die Frauenrolle variiert zwischen den beiden Ländern erheblich. Ich werde dies im Folgenden punktuell abarbeiten, damit der Beitrag nicht zu lange wird und weil ich hier bald ein weiteres Gespräch zur Thematik "Frankreich und Kinder / Eltern" veröffentlichen werde. 

(1) im Bezug auf (öffentliche) Einrichtungen sieht Salzbrenner Deutschland als fortschrittlicher / kinderfreundlicher an als Frankreich. Dies umfasst Hochstühle, Stillmöglichkeiten, Spielplätze, Wickeltische, etc. 
(2) in Frankreich gibt es nur drei Monate Mutterschutz, danach geht es zurück in die Vollzeitstelle
(3) die öffentliche Kinderbetreuung in Frankreich ist ab dem dritten Jahr kostenlos (ab der École Maternelle) 
(4) die Mutterrolle in Frankreich setzt die Prioritäten beim Frausein, dann Mutter. In Deutschland ist man ihrer Meinung nach immer erst Mutter. 
(5) die Kinderbetreuung ist nach den drei Monaten Mutterschutz in verschiedenen Formen (Kindergarten, Tagesmutter, Einzelbetreuung) gewährleistet. Es gibt aber im Vergleich zu Deutschland keine auf das Kind abgestimmte Eingewöhnung, lediglich einen Tag, an welchem man dem Kind alles zeigt.
(6) Eltern in Frankreich sind streng und geben kurze Anweisungen. Kinder werden nicht wie kleine Könige behandelt, die Eltern geben den Ton an. 
(7) französische Eltern sehen den Staat in der Pflicht, bei der Kindererziehung zu helfen. Der Beruf wird weniger aufgegeben als deutsche Mütter dies handhaben. 
(8) während der Schwangerschaft, rauchen und trinken die Frauen auch mal Alkohol
(9) in Frankreich wird weniger öffentlich und voll gestillt (dies liegt auch an der Vollzeitstelle). Wenn eine Frau dies macht erntet sie gerne auch mal kritische Blick. 

Zusammenfassend meint Salzbrenner,  dass "sich vielleicht viele Deutsche auch gar nicht über den Luxus an Möglichkeiten für das Elternsein bewusst, den sie in Deutschland haben und den es in anderen Ländern nicht gibt". Wie seht ihr das? Da ich mehrere und andere Ansichten von Frankreich auch kenne, werde ich dieses Mal nicht gleich ein Fazit ziehen - denn es ist die Meinung einer ausgewanderten Frau. 


Herzlichst, eure Ephi

Schnittmuster: Lady Mariella von Mialuna
Stoff: Ringeljersey moos / oliv von Lillestoff

Quelle: "Wenn Familien auswandern: Was wir von französischen Eltern lernen können" von Viktoria Meinholz auf Stern.de, Zugriff am 20.07.2015 (Siehe hier!)

Ab damit zu CreaDienstag
PS: Gerade eben wurde das Betreuungsgeld gekippt, meine Meinung dazu werdet ihr sicherlich noch diese Woche lesen!

Montag, 20. Juli 2015

Tischlein deck dich mit hitzigen Diskussionen, ganz viel Liebe und Geschwistern.

Am Freitag war für mich wirklich ein FREUTAG, denn nach einigen, für mich schon fast zu vielen, Wochen sah ich endlich meinen größten Bruder wieder. Hätte man mir vor fünf Jahren gesagt, dass ich mich über so etwas freuen würde, hätte ich wahrscheinlich den Finger an die Stirn gehoben und die Plem-Plem-Bewegung ausgeübt und wenn ich mich mit meiner Mutter über solche Geschichten austausche, erzählt sie immer wieder von ihrer Sorge, dass wir uns wohl nie lieb haben würden (als Beispiel zieht sie hier gerne ein Plakat heran, auf welchem mein Bruder eine Liste mit "Was ich mag", "Was ich nicht mag" skizzieren sollte. Ratet mal, auf welcher Seite "meine kleine Schwester" stand).


Weit gefehlt!

Ich habe drei Brüder, bin ein Sandwichkind und bei uns prallen Welten aufeinander - von der politischen Links-(Nicht NPD oder neuerdings AFD oder seit gestern ALFA)-)Rechts-Skala, von dem tieffundierten Glauben bis überzeugtem Atheist, von handwerklich begabt bis eher geistig veranlagt, von eher Rock zu eher Pop, von ruhig zu laut, von Cannabis und Homosexualität und alles soll frei gelebt werden bis eher Moral und Werte Predigern. Bei uns knallte es also schon immer und das wird wohl auch bis an unser Lebensende so bleiben. Und irgendwie gehört das eben zu uns. Und ist das, was uns als Geschwister ausmacht: Konflikte und Diskussionen bis zum Abwinken.

Dieses Mal habe ich mich darauf vorbereitet. Gerade am Sonntag, als wir dann (fast) alle wieder an einem Tisch saßen, war das Tischlein ähnlich reich gedeckt (Tiramisu à la Ephi), wie die Reichweite unserer Gedanken- und Themensprünge. Und das Tischlein war lange gedeckt. Damit wir mal wieder Zeit füreinander hatten. So wie wir früher jeden Tag miteinander verbrachten. Tage, die wir weniger schätzten und miteinander wohl umso mehr zu würdigen wissen. Was wäre ich wohl ohne euch?

Herzlichst, euer Schwesterherz!


Schnittmuster: Lady Mariella von Mialuna in Größe 36 (Passt optimal. Ich liebe es!)
Stoff: Purple Jungle von Lillestoff

Donnerstag, 16. Juli 2015

Am Rockzipfel hängen. Ah Nein. Doch nur ein Top!


Gestern spät Nacht habe ich eifrig nach Inspiration für einen neuen Beitrag gesucht. Dank Griechenland und den Iran-Verhandlungen fiel es mir recht schwer und auch die Blogger- und SocialMedia-Landschaft wollte ich nicht mit einem weiteren Beitrag zum Bravothema belästigen, leider konnte diese mich auch nicht inspirieren. Da ich es aber nicht wirklich vorteilhaft finde, einen Beitrag ohne meinen Senf zu veröffentlichen war ich umso fröhlicher, als ich auf der Süddeutschen Zeitung einen Artikel über eine Initiative gefunden habe. Die Süddeutsche passt vielleicht auch ganz gut zu mir, zwar komme ich nicht aus Bayern und bin folglich keine CSU-Wählerin, aber wie man vielleicht schon bemerkt hat, bin ich doch noch etwas hinterwäldlerisch und finde Mama und Kind gehören zusammen. Gerne auch erst einmal 100% zuhause. Und das sage ich als Studentin der Feminismus-und-wir-sagen-alle-unsere-Meinung-Generation, die freiheitsliebend und gegen jegliche Unterdrückung / Diskriminierung hashtagt und aufschreit, sich dafür gerne auszieht oder eine Petition ins Leben ruft. Nein, wir sind nicht alle so, da dies natürlich populistisch und übertrieben dargestellt worden ist. Nicht, dass mich jemand falsch versteht. 


Also Mama und Kind gehören zusammen, meiner Meinung nach - zumindest am Anfang, bis die Kleinen sich selbst lösen beziehungsweise selbstständiger werden. Gerne natürlich auch Papa und Kind. Als ich den Bericht las, war ich ein wenig traurig, dass es diese Initiative des Eltern-Kind-Büros nicht auch für mich gab, ich hatte lediglich die Entscheidung zwischen Kita: ja oder nein und wenn ja, wie viele Stunden? Familiensharing kam für mich nicht in Frage, beziehungsweise schon, aber wenn ja mit welcher Familie? Deshalb gab es anfangs nur Krabbelgruppen und Sporttreffs und ab 18 Monaten eben doch die Kita, mit der minimalsten Stundenanzahl. In München haben sie das Projekt Rockzipfel ins Leben gerufen - ein Eltern-Kind-Büro: "Was aussieht, wie eine ganz normale Krabbelgruppe, ist mehr. Der Unterschied wird klar, wenn man ins Nebenzimmer geht. Dort stehen vier offene Laptops, zwei sind von arbeitenden Frauen besetzt, die sich von der Geräuschkulisse nicht stören lassen. Jeden Montag öffnet hier "Rockzipfel", das einzige offizielle Mutter-Kind-Büro der Stadt.

Ganz simpel also: zwei Räume, einmal: Kinder und Mütter, zweitens: Mütter, welche arbeiten. Essen wird von einer Mutter gekocht.



Was mich sehr angesprochen hat war der Erziehungsstil der Mütter - nein, nicht das Montessori-Spielprogramm, welches die Mütter jeden Tag für ihre Kinder planen - wenn man auch noch Programmpunkte plant, wie kommt man denn dann zur Arbeit frage ich mich? Sondern:

1. Dass die Mütter nicht unbedingt arbeiten müssen, sondern auch andere Dinge erledigen können (Nicht: Sich vom Treff verabschieden, da Verletzung der Aufsichtspflicht) und
2. Das ""Attachment Parenting" und "Continuum Concept". Bei beiden Erziehungskonzepten geht man davon aus, dass ein Kind ständig engen körperlichen Kontakt zu einem Elternteil oder einer anderen festen Bezugsperson braucht. Die Kinder werden nach Bedarf und so lange gestillt, bis das Kind selbst aufhört. Sie schlafen im Bett der Eltern, bis sie freiwillig ausziehen." (Ich wusste gar nicht, dass wir bisher auch diesen Erziehungsstil pflegten.) - dieser Erziehungsstil wird aber nicht als zwingend angefordert!

""Rockzipfel" ist trotzdem nicht für alle Eltern geeignet, erklärt Yvonne Berl: "Für Eltern, die pro Woche eine feste Stundenzahl arbeiten müssen, ist das nicht das richtige Konzept. Durchschnittlich kommen die Eltern auf zwei bis vier Stunden, in denen sie arbeiten können" Aber immerhin zwei bis vier Stunden. Ich hatte manchmal Tage an denen ich zu nichts kam, anfangs sogar mal fast fünf Monate am Stück. Und ich weiß noch genau, wie ich kurz vor meiner Prüfung stand und innerlich zerbrach, weil meine Kleine, ein wenig erkältet, Mamazeit wollte und mein Studium auch Zeit beanspruchte. Die, die ich anfangs nicht widmen konnte und sich am Ende stapelte. Geschafft hatte ich es trotzdem, aber danach war für mich klar, so geht das leider nicht weiter. Auch eine Mutter aus dem Rockzipfel "hat die Erfahrung gemacht, dass sie zu gar nichts kommt, wenn sie zu Hause arbeiten will, während ihr Kind wach ist." 


Für mich wäre diese Initiative geeignet gewesen. Obwohl sie nur zweimal die Woche ist. Für Kinder ist es sicherlich auch schön, wenn sie mit anderen Kindern spielen können. Sozialisierung würden das manche wohl nennen. Sozialisierung, die man anscheinend nur so erfährt. Bisher gibt es dieses Projekt übrigens nicht nur in München, sondern auch in anderen Großstädten wie Leipzig und München. Ich würde mir wünschen, dass es weitere engagierte Mütter / Väter gibt, welche dieses Projekt vorantreiben - obwohl es nicht für alle geeignet ist, denn nicht jeder kann die Arbeit aufs Home Office verlegen. Jetzt hole ich mir noch schnell einen weiteren Kaffee und mache Home Office, während die Kleine in der Kita ist (Schnief)...


Schnittmuster: Lady Topas in Größe S von Mialuna
Stoff: Steingrauer Jersey von Lillestoff

Heute zeige ich euch mal wieder eine Lady Topas, die ich mittlerweile recht schnell nähen kann. Am Anfang wusste ich gar nicht so recht, wie das alles funktionieren soll, aber langsam habe ich den Dreh raus. Dieses Mal also ganz schlicht. Heute ist ein absoluter Bad Hair Day, also kopflos. Ab damit zu RUMS.

Quelle: "Co-Working-Büro Rockzipfel - Mama arbeitet nebenan" von Christina Waechter auf Süddeutsche Zeitung.de, Zugriff am 16.07.2015 (Siehe hier!)


Mittwoch, 15. Juli 2015

Kinder, die tobenden Feinde: Ein Platz für Kinder Teil 3



In Berlin gibt es dienstags eine Teilzeit-Spielstraße, genauer gesagt im Stadtteil Prenzlauer Berg: Gudvanger Straße. Diese existiert, "weil der Spielplatz in der Nähe ständig überfüllt (ist)". Was den Kindern, deren Eltern und auch dem Bezirksparlament gefällt, missfällt einer Nachbarin, welche nun mittels einer Unterschriftensammlung gegen dieses Modell vorgeht. 

"Die Klägerin zweifelt offenbar die Notwendigkeit der Spielstraße an, da es ihrer Ansicht nach in der Umgegend ausreichend Spielmöglichkeiten für Kinder gebe." so steht es in der Berliner Morgenzeitung. Deshalb geht sie nun juristisch mit einem Eilverfahren gegen dieses Projekt vor. Als Gründe dafür werden außerdem die problematische Parkplatzsuche, die wenigen Besucherzahlen der Veranstaltung und die Lärmbelästigung vermutet. 


Auch wir hatten am Wochenende bei unserer Familie die Problematik "Lärmbelästigung durch Kinder" besprochen. Die Verwandtschaft meines Mannes wohnt gegenüber eines Kindergartens, und seit Neustem schreien dort wohl Kinder um acht Uhr morgens durch die Gegend. Vermutung: Eltern, die sich verquatschen bevor sie ihre Kinder in das Gebäude bringen. Türenschlagen von Autos, einige Gespräche waren wohl schon immer vorhanden, also ein "normaler Geräuschpegel", aber dieses Herumbrüllen wohl nicht. So stellten sie sich die Frage, ob sie eventuell mal einen Zettel mit der Bitte die Kinder erst in den Kindergarten zu bringen an die Tür hängen sollten. Ich protestierte ein wenig dagegen. 

Ja, ich habe Verständnis dafür, dass Kinder oftmals zu laut sind. Ich kenne es von Zuhause. Unsere Kleine kann in einer hohen Geräuschlage die schrillsten Töne von sich geben; da denke auch ich: Hilfe!!! Aber, acht Uhr morgens ist finde ich eine humane Zeit um eben auch mal etwas lautere Töne zu verkraften, auch Eltern dürfen sich mal draußen austauschen, und mehrere Kinder zusammen toben nun mal. Wenn wir Erwachsene eine Veranstaltung haben wird es auch etwas lauter. Und ich muss sagen, ich bin sehr geräuschempfindlich.
Außerdem finde ich, dass Kinder, wenn sie schon einen Platz für sich haben - wie den Kindergarten oder den Spielplatz - diesen auch wirklich für sich nutzen sollten. Und dies auch dürfen. Wenn wir unsere Kinder schon "abschieben", dann bitte auch so, dass sie dort fröhlich sind. 

Kinder gehören in unsere Gesellschaft, sollen wir ab jetzt nur noch Plätze am Rande von Dörfern / Städte für diese zur Verfügung stellen? Nein, denn umso schwieriger wird dieses Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen in der Zukunft. Kinder sind keine Randgruppe. Sie brauchen Erwachsene. Wenn wir jetzt nicht anfangen, für Kinder in unserer Gesellschaft zu werben und sie zu akzeptieren, als dass, was sie sind, sehe ich schwarz. Um ehrlich zu sein. Schon jetzt sind wir in einer Schieflage was diese Thematik angeht. Kinder haben keine politische Stimme, keine Lobby; und wenn wir Eltern uns nicht vermehrt für sie einsetzen, werden sie vergessen.



MITTLERWEILE: einige Tage später der Gerichtsbeschluss. Das Ergebnis steht fest. Die Klage wurde bestätigt. Aus Gründen der Straßenverkehrsordnung. Wenn man dies so liest, könnte man sich fragen, ob Autos wichtiger sind als Kinder. Aber die Begründung lässt keinen Zweifel daran aufkommen. Vielleicht hätte man bei der Spielstraße ein wenig mehr nachdenken sollen. Trotzdem empfinde ich es als schade, dass man da überhaupt klagen muss.


Schnittmuster: Kimono Tee von Maria Denmark in Größe M
Stoff: Polly ZickZack von Lillestoff

Das Shirt ist leider nicht für mich, ihr seht es bald an der Person, der es geschenkt wird - ich würde es aber liebend gerne selbst behalten! 

Quelle: "Streit im Prenzlauer Berg: Die Kinder aus der Krachmacher-Straße" auf Spiegel-Online. Zugriff am 13.07.2015 (Siehe hier!) und
"Teilzeit-Spielstraße in Berlin wieder gestoppt" auf welt.de, Zugriff am 15.07.2015 (Siehe hier!)

Dienstag, 14. Juli 2015

Das versprochene Zeltplane-Tutorial

Hallo ihr Lieben!
vor genau einer Woche habe ich euch das Zelt meiner Kleinen gezeigt. Gestern habe ich es nun fertiggestellt und zeige euch WIE.

Ihr braucht für die Zeltplane:
- circa 4 Meter Stoff, es geht auch etwas weniger. Mit einer Stoffbreite von 140 cm plus. Am Besten nehmt ihr 100% Baumwolle - ich habe meinen hier! gekauft.
- Garn in der passenden Farbe
- Kam Snaps in der passenden Farbe und natürlich die Zange
- Bügeleisen und -brett
- Lineal / Handmaß
- Stecknadeln / Stoffklammern
- Eventuell eine Schere oder einen Rollschneider
- Und eine Nähmaschine für einen einfachen Geradstich!

1. Zuschneiden:
Wenn ihr Stoff habt, welcher Motive besitzt, so wie ich, dann schneidet bitte den Stoff genau in der Mitte durch. Also bei zwei Metern. Genauso die Webränder. Weg damit. Außer ihr möchtet gerne, dass euer Motiv auf dem Kopf steht.

2. Bügeln und Einfassen:
Da Baumwolle ausfranst, werden wir dieses Problem nun beheben. An den Rändern jeweils einen Zentimeter umbügeln und diesen noch einmal umbügeln. Dann näht ihr diesen mit einem einfachen Geradstich fest. Bitte die Naht immer schön verriegeln (am Anfang 3 Stiche vor, 3 Stiche zurück. Am Ende auch). Dies sollte nun so aussehen:


Wenn ihr den Stoff geteilt habt, so wie ich, dann macht ihr dies an den Seiten, die ihr später nicht mit der anderen Planenseite zusammennäht. Ihr habt also insgesamt sechs Seiten zum Bügeln und Nähen. Bitte achtet auf die Motive! 

Wenn ihr den Stoff nicht geteilt habt, dann dürft ihr alles bügeln und jede Seite festnähen - also vier Seiten!
Ihr könnt die Seiten aber auch mit Schrägband einfassen. Ich habe das aus Kostengründen nicht getan. Aber es erspart sicherlich Arbeit und Zeit.


3. Vorder- und Rückseite zusammennähen: Achtung nur bei geteiltem Stoff!
Nehmt nun die zwei Planen und legt sie links auf links. Näht die nicht eingefassten Seiten nun mit einem Geradstich aneinander. Wendet die Plane und näht diese rechts auf rechts aufeinander. Jetzt könnt ihr sie noch einmal links auf links zusammennähen, müsst dies aber nicht. Dann solltet ihr den überstehenden Stoff aber etwas zurückschneiden. Klappt aber nicht immer ganz so gut.



4. Druckknöpfe anbringen.

 
Ich habe die Plane nun auf die Stangen gelegt um zu schauen, wie viel Stoff da eigentlich überlappt. Dann habe ich sie mit Stoffklammern provisorisch festgeklammert. Da mein Stoff eine Breite von circa 145 cm hat, habe ich beschlossen insgesamt mindestens sechs Kam Snaps anzubringen. Immer im Abstand von 20 cm. 


Den ersten habe ich 10 cm von der Seitenöffnung des Zeltes und 5 cm von der unteren Wand angebracht (Dies könnt ihr auf dem unteren Foto sehen)



Dies macht ihr nun an beiden Seiten. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auch am Rand noch Kam Snaps anbringen. Dann ist das Zelt noch stabiler. 

In den überlappenden Stoff könnt ihr nun auch Kuscheltiere, Bücher, etc unterbringen. Falls ihr das möchtet, es ist nicht allzu stabil und bei mir seeehr hoch!



Viel Spaß damit!

Ich hoffe ihr erkennt an Text und Fotos, was ich meine. Leider hatte ich die Kamera nicht parat, als ich genäht habe. Ab damit zu CreaDienstag

Freitag, 10. Juli 2015

Männerpolitik. Von Familienoberhäuptern und -zusammenhaltern.


Ich weiß, es klingt sehr klischeehaft wenn eine Frau über Männer schreibt und diese verteidigen möchte bzw. stärken. Allerdings finde ich, dass Männer derzeit etwas zu kurz kommen. Was heißt zu kurz, auch das klingt doof. Ich habe nur den Eindruck, dass immer nur wir Frauen gefördert werden sollen (was auch gut ist).
So gibt es eine Ministerin für Frauenpolitik, aber nicht für Männer. Es geht um die Angleichung des Lohnes,  die Stärkung von Alleinerziehenden, den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen. Wo bleiben die Männer?! 

Sehr interessant fand ich die Sendung "37 Grad" und auch kurz darauf Markus Lanz, in welchen es um die Stärkung der Männer nach der Scheidung ging. Mein Mann wunderte sich darüber, dass ich dies schauen wollte. Eigentlich echauffierte er sich sogar. Ich meinte daraufhin zu ihm: 

1. Sind wir nicht verheiratet.
2. Möchte ich mich nicht von dir trennen.
3. Ich studiere Politik.
4. Mein Blog soll diese Thematik beinhalten. Familienpolitik. 

Und zur Familie gehören auch die Väter. Und auch diesen wurde seit der letzten Wahl einiges zugestanden, wie Elternzeit, Teilzeitmodelle, etc. Aber trotzdem ist dies meiner Meinung nach nicht genug. Denn, wenn es am Ende wirklich ans Eingemachte geht, dürfen Männer zahlen, aber die Kinder oft nicht sehen. Schade ist dies deshalb, weil Männer unglaublich wichtig für die Entwicklung der Kinder sind. 

Um der Kleinen näher zu bringen, dass ihr Papa einmalig ist, und sie eben nur diesen einen Papa hat und auch mal nur mit ihm klar kommen muss - sie ist ein ausgesprochenes Mamakind - bekam sie zum Vatertag das Buch "der liebste Papa der Welt". Ich finde, wir sollten auch mal wieder an die Väter denken, wenn es um Familie geht, und auch diese stärken. Familie ist ein Geben und Nehmen, ein gleichberechtigtes Miteinander und Nebeneinander. 

Ich werde sicherlich noch öfters dazu meine Meinung artikulieren, auch, wenn es um Meilensteine in der Politik geht. Ich wollte nur kurz darauf aufmerksam machen, dass mein Blog nicht nur an Frauen gerichtet ist, nicht nur an (angehende) Mütter, sondern eben auch an Väter. Es geht um Familie und um die Stärkung dieser in allen Aspekten. 


Auch wir stehen derzeit wieder vor neuen Fragen und teilweise auch Bergen, wenn es um die Gerechtigkeit zwischen uns als Partnern geht, und die Zukunft. Mein Mann hat die letzte Zeit gute Angebote dargelegt bekommen (Master und einen kleinen Nebenbei-Job, der ihm beruflich sehr nutzen wird), auch ich wurde für eine Tätigkeit angefragt, die ich gerne wahrnehmen würde. Nebenbei steht die Frage nach dem nächsten Kind im Raum. Wer steckt zurück? Und inwieweit geht man auf den anderen zu? Was ist auf lange Sicht am Besten?  Was gegenwärtig? Wir sind uns da nicht immer einig. Aber irgendwie gleicht sich das alles immer aus.

Meist bin ich es, die sich auf Rücksicht auf die Familie und das Wohl aller, ein wenig zurücknimmt, weil ich glaube, das ich mich auch anders verwirklichen und trotzdem Glück finden kann. Denn ich bin der Meinung, auch wenn der Mann das Familienoberhaupt darstellt, ist es die Frau, die sie zusammenhält. 


"Der Papa in Vollzeit, die Mama in Teilzeit oder ganz raus aus dem Beruf - das ist Standard in den meisten deutschen Familien." - das ist das Ergebnis der "Studie "Weichenstellungen für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf" vom Institut für Demoskopie Allensbach." Auch wir gehören zu der konservativen Gruppe, wie es in dem Artikel heißt. Vollzeit / Teilzeit. Wobei man dies bei Studenten vielleicht nicht ganz so werten kann, 20 beziehungsweise 40 Wochenstunden werden dort als Norm betrachtet, oftmals hat man mehr, oftmals weniger, flexibel eben. "Der Wunsch der Mutter, beim Kind zu bleiben, hat laut Studie maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung, wer zuhause bleibt oder reduziert arbeitet.", aber wenn "Väter "die Karrieremöglichkeiten der Mütter bei der Aufteilung besonders wichtig fanden, sind nach der Elternzeit beim ersten Kind 41 Prozent der Paare in Konstellationen mit Vollzeitarbeit des Vaters und längerer Teilzeit oder Vollzeit der Mutter berufstätig". Bedeutet für mich: die Familie entscheidet nach dem Gesamtwohl.

Im Netz, beziehungsweise im User-Forum, löste die Präsentation der Studie einen kleinen #Shitstorm aus, wie man dies so schön nennt. Viele Nutzer ärgerten sich über:

1. Die Bezeichnung konservativ, welche mittlerweile eher pejorativ besetzt wird ("veraltet"), wenn doch 41 % der Familien dieses Modell pflegen.
2. Die Feministinnen, welche es nicht sehen wollen, dass Frauen ihre Kinder auch gerne erziehen. Ebenso wie Männer es gerne würden.
3. Die Medien, welche Feminismus unterstützen und diesen große Präsenz einräumen.
4. Die Frauen, welche es den Männern nicht ermöglichen, dass sie weniger Stunden arbeiten, aber dafür Zeit mit den Kindern haben. Die Frauen, welche es sich in ihrer Teilzeitnische gemütlich machen, und sich später selbst verwirklichen, obwohl die Kinder aus dem Haus sind.
5. Die Männer, welche den Frauen keine Möglichkeit geben, damit diese beruflich wieder einsteigen können.

Dass wir vielleicht alle an einem Strang ziehen sollten und jedes Modell tolerieren und unterstützen bleibt gänzlich ungesagt. Leider.

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 6 

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.

Ist unser Grundgesetz also auch konservativ?!


Happy birthday, Schatz!
Herzlichst, eure Ephi

Stoff: Jersey in Petrol von Lillestoff
Schnittmuster: Max von Pattydoo

Quelle: Allensbach-Studie: Deutsche Eltern halten's konservativ von Anna Reimann auf Spiegel Online, Zugriff am 10.07.2015 (Siehe hier!)
 
Es ist FREUTAG! So wie auch gestern ein Tag zum Freuen war, Geburtstag inklusive der Familie (leider nicht alle) und den lieben Menschen an einem Tisch.

Donnerstag, 9. Juli 2015

Mein Körper, die Baustelle. Mein Kopf, die Baustelle. / Blogparade "Mein Körper und ich"

FeeistmeinName hat diese Woche eine Blogparade gestartet zum Thema "Mein Körper und ich" und da möchte ich mich doch gleich beteiligen - vielleicht auch eine Art Selbsthilfe.

"Vermutlich können die wenigsten von Euch sich vorstellen, wie genau meine Dellen, Beulen und Flecken aussehen. Und so weit, dass ich davon auch noch Fotos mache und sie ins Internet stelle, bin ich dann vielleicht in ein paar Jahren. Bei dem Strandfoto oben kann man es erahnen, wenn man es weiß. Eigentlich geht es ja aber auch nicht darum, wie es aussieht, sondern nur, wie ich mich damit fühle. Und ich denke, das können viele von Euch nachvollziehen. Sei es aufgrund von Unsicherheiten bezüglich Größe, Gewicht oder Körperform. Sei es aufgrund von Cellulite, Narben, Schwangerschaftsstreifen, whatever. Und vielleicht möchten ja einige von Euch ebenfalls davon erzählen. Vielleicht hattet Ihr mal Probleme mit Eurem Körper, habt sie aber überwunden und möchtet das teilen. Vielleicht wollt Ihr es diesen Sommer angehen, so wie ich. Möglicherweise ist Eure Geschichte aber auch eine ganz andere..."

Wie meine Geschichte und meine Haltung zu meinem Körper ist möchte ich jetzt erzählen. Ich habe es schon einmal in einem Post angedeutet, dass ich seit meinen Schwangerschaften wahnsinnige Probleme damit habe, seitdem auch nur noch lange Sachen trage (auch im Sommer: Jumpsuit und Maxi Kleid) und viele andere Frauen um ihre Körper beneide. Ich möchte es dabei kurz halten.


Vor meinen Schwangerschaften (also bis 2012) schien es immer als wäre ich super selbstbewusst, zumindest sagten mir das viele, und auch heute meinen Menschen, dass ich hübsch bin und eine Ausstrahlung habe, aber innerlich fühle ich mich klein und manchmal auch wirklich hässlich. Ich mache einen vorher-nachher-Vergleich.

Vorher: ich war 1,57 Meter groß, hatte dunkle Haare (mal kurz - mal lang), war im März schon am Sonnenbaden und dementsprechend gebräunt im Sommer, hatte im Sommer kurze Sachen an, gerne auch den Bikini, wog circa 45-48 Kilo (Je nachdem), trug Größe XS (passte immer, ich konnte es mir von der Stange krallen und daheim anziehen), Schuhgröße 36-37, hatte keine wirklichen körperlichen Probleme (Belastungsasthma beim 10-Min-Lauf, okay)


Nachher: ich bin immer noch 1,57 Meter groß bzw. klein, habe viele dunkle Haare (derzeit schulterlang, sie sollen länger werden), bräune mich nicht mehr, sondern creme mich mit Sonnencreme 30 ein (aus Angst vor Hautkrebs) - habe trotzdem viele Sommersprossen - ziehe lange Sachen an, keinen Badeanzug, keinen Bikini, wiege circa 54 Kilo, trage Größe 34-38 (es passt fast nie!) und bekomme deshalb auch oft kleine Wutattacken im Laden, habe körperliche Probleme (Rückenschmerzen, Kreislauf, viiiiele Leberflecken, die mir Angst vor Hautkrebs machen). Des Weiteren, und das ist es, was mein Selbstbewusstsein so strapaziert: Cellulite, die man mit Sport in den Griff bekommt, Schwangerschaftsstreifen (Bauch, Beine, Po) und zwar nicht wenige, und überall 10 cm Körperumfang mehr.


Meinem Mann macht dies nichts aus, mich belastet es sehr. So sehr, dass ich oft über Lasern nachdenke, möchte ich doch mit meiner Kleinen wieder ins Freibad. Wenn man in Internetforen liest, dass den meisten Frauen dies nichts ausmacht (schließlich haben sie Mann und ein Kind), dann denke ich, und wo ist mein Selbstbewusstsein? Ich bin 22 Jahre alt, ich muss mich auf Dauer mit meinem Körper anfreunden und schaffe es nicht mehr. Eine Baustelle ist eher mein Kopf, der dies nicht kann.

Das liegt aber an einem Vorfall in der Schwangerschaft, welcher mich ein wenig "traumatisiert" hat. Kurzes Kleid an, Hochsommer, und ich bekomme von einer mir nahestehenden Frau zu hören, so kannst du nicht rumlaufen. Hast du schon einmal deine Beine gesehen. Nein, ich wusste nicht, welches Ausmaß meine Streifen genommen hatten, ich habe keine Augen im Hinterkopf. An dem Tag bin ich aus dem Badezimmer nicht mehr rausgekommen. Die Frau, mit der mittlerweile alles wieder im Lot ist, sie meinte es ja nicht böse, war einfach nur geschockt, obwohl sie selbst unter Cellulite und Streifen leidet. Geschockt ist vielleicht falsch, eher überrascht.

Und auch wenn ich nach der Geburt acht Kilo abgenommen habe, durch Sport hauptsächlich, bleiben da die Streifen, die Dellen und auch der Rettungsring, den man auch angezogen sieht. Obwohl ich Größe 34 / 36 trage habe auch ich nicht wenige Problemstellen.

Trotzdem habe ich beschlossen, einen Bikini oder Badeanzug zu kaufen, je nachdem wie es aussieht. Das kommt auf meine Laune an, schließlich hat es hier die letzte Zeit an die 40 Grad gehabt. Ins Freibad gehe ich damit nicht - das liegt daran, dass da oft Menschen sind, die nur wegen dem Äußerlichen hingehen und Körper auf einer Skala von 1-10 bewerten. Ich werde damit erst einmal an einen Fluss fahren, einen ruhigen Ort, und dann an den Baggersee, und dann... mal schauen. In der Natur Kraft tanken, weil es ja auch natürlich ist, dass der Körper ein Verfallsdatum hat... Weil es natürlich ist, nach einer Schwangerschaft nicht mehr so auszusehen, wie zuvor.

Wisst ihr noch...


Es ist noch gar nicht lange her, genauer gesagt, eine Woche, da habe ich euch die Vorteile junger Elternschaft aufgetischt. Und auch am Wochenende wurde ich beim Seminar von einem angehenden Politikwissenschaftler gefragt, warum ich eigentlich so früh Mutter wurde, was meine Beweggründe waren. Ich habe euch einige Argumente, welche meiner Meinung nach dafür sprechen, aufgezählt.
Und dann las ich am Dienstag auf Focus Online, dass das Max-Planck-Institut meine These nicht stützt, dass in Industrienationen "Eltern über 34 zufriedener sind als jüngere" und dass die von mir gesehenen Vorteile eher als Nachteil gewertet werden können. Okay, ich sagte am Ende auch, dass man meine Argumente auch ins Gegenteil umkehren kann. Aber ich dachte nicht, dass ich unglücklicher bin als Eltern, welche in höherem Alter Kinder bekommen haben. 


Warum nimmt die Zufriedenheit laut Max-Planck-Institut mit dem Alter zu? Focus Online liest aus der Studie einige Argumente heraus. 

1. Individuelle Werte
2. Unvereinbarkeit von Beruf und Familie
3. Beobachtung anderer Eltern / Familie, welche im "Alter" zufriedener wirken als junge Eltern. 


Die Forscher fanden auch heraus, dass das dritte Kind keinen "Glücksschub" mehr bietet, beim ersten und zweiten Kind sind Eltern glücklich (Vorfreude und auch die Freude mit Kind), beim dritten ist dies nicht mehr spürbar. 


Puuuh, was halte ich davon? Ich musste schlucken. Bin ich die einzige, die in der unzufriedensten Gruppe glücklich mit dem Muttersein bin? Dieses Gefühl hatte ich nicht. Natürlich habe ich keine finanzielle Sicherheit, wie Eltern, welche mitten im Leben stehen. Letzte Woche habe ich betont, dass man die Sicherheit nie hat. Außerdem nehmen die postmateriellen Werte in unserer Gesellschaft immer mehr zu. Werte wie Freiheit, Individualität, Selbstbestimmtheit. Ich denke, da gibt es genug "Jüngere", welche andere Werte als nur die Sicherheit schätzen. Außerdem sind wir, in den Industrienationen, immer noch abgesichert, egal, ob wir einen Beruf ausüben oder nicht, ob wir krank sind. Ich glaube nicht wirklich, dass es am Faktor Sicherheit liegt, dass Eltern immer später Eltern werden. Ja vielleicht ist man zufriedener, weil man nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss, aber in unserem Land haben wir eigentlich eine große Bandbreite an Unterstützung, wenn man eine Familie gründet. Elterngeld, Kindergeld, Erstausstattung. Alles in Allem sind es mehr als 200 Angebote. 


Individuelle Werte veränderten sich nach dem Wiederaufbau Deutschlands. Vor allem seit der Hippie-Zeit und dem aufkommenden Feminismus nahmen Selbstbestimmtheit, Individualität, Freiheit, etc zu. Das klassische Rollenbild verfällt. Männer erwarten, dass Frauen ihre eigenen Brötchen backen. Männer beteiligen sich am Haushalt, in der Erziehung. Aber insgesamt macht doch jede Familie mit sich selbst aus, wie sie leben möchte. Das Problem ist meiner Meinung nach eher, dass egal, wie man es macht, verurteilt wird. Als junge Familie noch einmal mehr: "Leben auf Kosten des Staates, aus denen wird nix (die bekommt niemals einen Beruf mit Kindern), haben doch Besseres zu tun als ein oder mehrere Kind/er großzuziehen, verpassen eigene Jugend, werden es bereuen." Standardaussagen, die Eltern verunsichern und auch manchmal das Gefühl aufkommen lassen, ob wirklich richtig ist, was man da macht. Man steht eben doch nicht mitten im Leben und trägt auch noch ein wenig jugendliche Komplexe mit sich. Verunsicherung pur. Aber das kann sich legen durch Zuspruch. Deshalb bitte ich auch alle Eltern und Nicht-Eltern nicht ständig in die Erziehung / das Leben anderer zu sprechen. Wie vor einiger Zeit schon beschrieben, haben Eltern eine Grundintuition


Die Beobachtung, dass ältere Eltern oftmals zufriedener sind, kann ich nicht 100% bestätigen. Ich sehe viele Helikoptereltern, welche eher aus der  oberen Altersklasse stammen, welche das Leben der Kleinen oftmals durchtakten, sie optimal auf das Leben vorbereiten möchten. Das aber vieles durch eigenes Ausprobieren erlernt wird, durch Nachahmung und Erfahrung verstehen diese oft nicht. Sobald das Kind nicht nach Plan läuft wird es schon schwieriger -  für Alle.

Auch Müdigkeit durch Schlaflosigmangel und andere gesundheitliche "Probleme" nehmen im Alter zu. Und macht dies nicht auch unzufrieden? 

Und wie ich schon vor einer Woche schrieb, finde ich, dass eben nicht nur die Unzufriedenheit mit dem dritten Kind abnimmt, man bekommt auch kein drittes, teilweise auch zweites Kind mehr, weil man biologisch nicht mehr in der Lage dazu ist. 

Die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf umfasst denke ich alle Altersklassen. Ältere haben es teilweise noch schwerer, mit knapp 40 wieder in den Beruf einzusteigen, sind manchmal auch unflexibler und bleiben oftmals auch länger dadurch zuhause. 

Ich glaube Glück mit dem Elternsein lässt sich allgemein nicht "bewerten". Glück ist so individuell, jeder empfindet Glück und Zufriedenheit anders. Mich macht es, als junge 22jährige Mutter glücklich und zufrieden, mein Kind aufwachsen zu sehen. Ich möchte mehr Kinder, obwohl ich weiß, dass es nicht einfacher wird. Ich bin flexibel und offen, was meine Berufung angeht und verschließe mich keiner und dieses ausgesprochene Gefühl nach Sicherheit verspüre ich nicht. Vielleicht, weil man hier recht sicher aufwächst und nicht in ständiger Angst, was morgen wird. Ich denke das Problem der kleinen Familien liegt in der Umwelt in welcher wir aufwachsen, gestiegene Mobilität, das Gefühl immer mehr und besser sein zu wollen, der Selbstverwirklichung und teilweise auch der Aufgabe von Rollenbildern, dass ein Einkommen oft nicht mehr ausreicht, dass Mütter nicht mehr geschätzt werden (Heimchen am Herd, Glucke) und auch Väter an ihre Grenzen gelangen (neben einem Job mit Überstunden, bitte noch Familie, Fitness und die Verfügbarkeit immer überall gleichzeitig sein zu müssen), an dem Minimalausbau von Kitas. Wir haben viele Baustellen in unserer Familienpolitik, aber wenn jeder schon ein wenig an sich selbst arbeitet und vielleicht offener für alle Familienmodelle wäre, würde das schon helfen. Meiner Meinung nach. 

Herzlichst, eure Ephi 


Mein Jumpsuit ist ein wenig zusammengebastelt. Ich habe bei Caro von The Blogbook einen wundervollen entdeckt und habe daraufhin - als ausgesprochene Liebhaberin von langen Teilen, wie Maxikleidern oder eben auch Jumpsuits - beschlossen, dass ich mir noch diesen Sommer einen nähen werde. Mit Mamas vererbter Overlock, die auch noch gleich einen bordeauxnen Faden eingefädelt hatte, aber ziemlich verstaubt war nach jahrelanger Nutzung, ging das los. Und zwar ratz fatz. Das Tube Top habe ich nach einer Anleitung von Frau Liebstes genäht, das Top ist ein Schnittmuster von Pattydoo. Eigentlich wollte ich noch ein Gummiband einziehen bei der Hose, aber das obere Gummiband hält den Jumpsuit so sehr an Ort und Stelle. Das Blöde ist nur, dass ich eigentlich das Top noch kürzen hätte müssen, oder eher die Hose. Jetzt ist es ein klein wenig ein Gefummel. Und leider war die Fadenspannung bei der Overlock auch noch nicht auf Jersey angepasst. Hinterher ist man immer schlauer. Es werden weitere folgen. Da bin ich sicher.



Das T-Shirt ist ein Kimono Tee von Maria Denmark (Freebook), welches ich in Größe M genäht habe. Ratzfatz ging das! Und ich liebe es.

Stoff: Flowers 'n dots und Kombi von Lillestoff / Tree Kombi und lila Sommerjersey (Gefunden hier!)
Schnittmuster: Basic Hose von Kibadoo in Größe S und Top Liv von Pattydoo, in Größe 36 (aber zweimal Nahtzugabe weg, weil es einfach nicht passen wollte -  laut Angaben hätte ich sogar Größe 38 nähen sollen), abgewandelt zum Tube Top. Kimono Tee in Größe M von Maria Denmark

Quelle: "Neue Studie: Familiengründung macht erst ab 34 richtig glücklich" auf Focus Online (Siehe hier!) auch gefunden auf NTV.de, Zugriff am 07.07.2015

Ab damit zu Rums und zur Linkparty von Seemannsgarn